Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648 (Bd. 2)

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mit Frankreich über die Teilung der spanischen Monarchie. 
Alle kriegführenden Mächte außer dem Kaiser und dem Reiche 
schlössen den Frieden zu Utrecht (1713). Der Kaiser ver¬ 
suchte allein den Krieg fortzusetzen, zog aber gegen Frankreich den 
kürzeren; daher trat er (zu Rastatt, 1714) dem Frieden bei. 
(Für das Reich wurde der Friede zu Baden im Aargau ab¬ 
geschlossen, 1714.) 
Durch die Friedensschlüsse wurde Philipp V. als König von 
Spanien anerkannt, er behielt auch die spanischen überseeischen 
Kolonien, aber die europäischen Nebenländer Spaniens wurden 
abgetrennt. Von diesen fielen die Niederlande, Mailand, Neapel 
und Sicilien an Osterreich, Sardinien an Savoyen („König 
von Sardinien"). Preußen bekam das vordem spanische Ober- 
geldern. England erhielt einige französische Kolonien in Nord- 
amerika und das im Kriege besetzte spanische Gibraltar. Zugleich 
wurde die Thronfolge des deutschen Hauses Hannover in England 
(die 1714 erfolgte) von den Mächten anerkannt. 
Durch den Ausgang des Krieges büßte Spanien seine 
Großmachtstellung völlig ein. Aber auch Frankreichs Über- 
gewicht war gebrochen, sein Kriegsruhm verblichen und sein Wohl- 
stand erschöpft. Dagegen hatte sich die Macht Englands und 
Österreichs bedeutend gehoben. — Bald nach dem Ende des 
Krieges starb Ludwig XIV. im 77. Lebensjahre in seinem Pracht- 
schlösse zu Versailles (1715). Der „Sonnenkönig", wie man ihn 
nannte, hatte den Ruhm Frankreichs und seines Namens mächtig 
emporsteigen, aber auch zur Neige gehen sehen. Unter seinem 
Nachfolger, seinem Urenkel Ludwig XV., sank das Ansehen 
Frankreichs noch mehr. Dennoch trug die Zeit noch lange das 
Gepräge, das Ludwig XIV. ihr aufgedrückt hatte, nicht nur in 
Mode und Tracht (Allongeperücke), in der Literatur und den 
bildenden Künsten, sondern auch im staatlichen Leben. Die 
deutschen Fürsten nahmen sich ihn zum Vorbild; sie begrün- 
beten eine unumschränkte Herrschaft in ihrem Lande, und gar viele 
ahmten auch feine verschwenderische und leichtfertige Hofhaltung 
und seine prunkvollen Bauten nach.
	        
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