§ 6. Die ältesten Siedelungen. Die Anfänge der Kultur. 17
10. Inwiefern verdankte das Volk Israel seine politische Größe der Gunst
äußerer Umstände?
11. Gib Beispiele dafür an, daß Völker in feindlichen Nachbarn oft zugleich
eine Schutzwehr haben.
12. Mit welchem Rechte nennt man Darius I. den größten Verwaltungskönig
der morgenländischen Geschichte?
B. Kriechische He schichte.
Erster Zeitraum.
Die Urzeit.
§ 6. Die ältesten Siedelungen. Die Anfänge der Kultur.
1. Das Land. Griechenland wird infolge der Verästelung seiner Ge- Gebirge und
birge in zahlreiche steilwandige Talkessel und wenig größere Ebenen geschieden. Wcr-
Nirgends ist Raum für die Entwicklung eines großen Flusses. Ohne einen
natürlichen Mittelpunkt, ohne bequeme Landverbindungen, ohne schiffbare
Ströme, begünstigte der Boden die Herausbildung großer Unterschiede in Be-
schäftigung, Sprache und Sitte der Bewohner, hinderte er aber auch die poli-
tische Einigung der Griechen. Namentlich im Osten durchdringen einander
Land und Meer aufs innigste; allenthalben erfüllt Seeluft die Binnenlande;
abgesehen vom Pindus ist kein Ort Griechenlands weiter als 60 km von der
Küste entfernt; fast von jedem höheren Berge aus erblickt man das Meer. Die
Schiffahrt war zu allen Zeiten das Hauptmittel des griechischen Verkehrs.
Besonders das Ägäische Meer mit seinen regelmäßig wechselnden Winden, Griechenland und
seinen günstigen Strömungen, mit der nach Asien hinüberleitenden Jnselbrücke 8tfien-
der Zykladen ermunterte den Menschen zur Seefahrt. So entstanden an der
Ostküste die' reichsten Städte und kräftigsten Staaten, und das Ägäische Meer
mit seinen Inseln ward zum Hauptschauplatz der griechischen Geschichte. Die
Seestädte des Ostens waren stets mit den Städten an der Küste Kleinasiens
besser verbunden als mit denen im Innern des Landes. Aus ihrer äußeren
Stellung zum Morgenlande erwuchs den Griechen die Aufgabe, die Bildung
der asiatischen Kulturvölker aufzunehmen und nach Europa zu übertragen.
Das Klima zeigt große Mannigfaltigkeit. An der Küste und in den Klima und
Ebenen wechselt ein heißer und regenloser Sommer mit einem regenreichen Erzeugnisse.
Winter. Die Gebirge erhalten auch in der heißen Jahreszeit Niederschläge,
und in der kalten hüllen sich ihre höchsten Gipfel in einen dichten Mantel von
Schnee. Im allgemeinen herrscht im Lande Trockenheit vor; die Flüsse sind
im Sommer nur dürftige Rinnsale. Da das Kalkgestein das Regenwasser rasch
durchsickern läßt, ist das Land wenig fruchtbar; nur die tiefen Flußebenen
tragen reiche Getreideernten. In Gegenden mit dürrem Felsboden pflanzte
man besonders Wein und Öl. Bei dem Mangel an grasreichen Wiesen hielt
man wie überall in Südeuropa hauptsächlich Kleinvieh. An Bodenschätzen ist
Schenk-Gehmlich, Lehrbuch der Geschichte. I. 3. Aufl. 2