20 B. Griechische Geschichte,
folgen, die das Zeichen des Vollmondes auf dem Rücken trüge, und bort eine
Stadt zu gründen, wo sie sich niederlege. Kadmus tat also und kam in die
Nähe einer Höhle, in der ein furchtbarer Drache häufte. Er tötete das Tier
und säte auf Geheiß der Göttin Athene dessen Zähne in die Erde. Aus der
Saat wuchseu bewaffnete Männer empor, die einander sogleich in wildem Kampfe
mebermachten. Nur fünf von ihnen blieben übrig uud schlössen Frieden. Mit
ihrer Hilfe gründete Kadmus Theben. Er brachte den Griechen die Kenntnis
der Buchstaben mit.
Der berühmteste Einwanderer ist der Phrygier Pelops. Er warb um
Hippodamla, die schöne Tochter des Königs von Elis. Wer sie besitzen wollte,
mußte ihren Vater vorher im Wagenrennen besiegen. Allein schon dreizehn
Freier hatte der König mit seinen windschnellen Rossen überwunden unb dann
mit ber Lanze niebergestoßen. Da schenkte ber Meeresgott Poseibon bem Pe-
lops eilt gleich rasches Gefährt, unb ein verräterischer Knecht bes Königs steckte
in befsen Wagen wächserne Nägel statt eiserner. So fanb ber König im Sturze
beit Tob. Als Herrscher von Elis gewann Pelops solche Macht, daß nach ihm
Südgriechenland die Pelopsinfel (Peloponnes) genannt ward.
Äolische und 4. Die erste Wandcrungszcit. In der Blütezeit um 1500 nahm
Wanderung, die Volksmenge bedeutend zu, Landnot trat ein und zwang zur Auswande-
rung. Die griechischen Stämme schieden sich damals in zwei Haupt-
gruppen, von denen die eine alles Land im Osten vom Pindus und den
ganzen Peloponnes inne hatte, während die andere westlich von der
großen Gebirgsscheidewand, hauptsächlich in Epirus saß. Die erste Haupt-
gruppe begann damit, Auswandererscharen in die Ferne zu senden. Mäch-
tige Ströme überschüssiger Bevölkerung ergossen sich über die Inseln des
Ägaischen Meeres und die Westküste Kleinasiens. Nur unter heißen
Kämpfen konnte man das neue Land erobern. Insbesondere entbrannten
solche am Hellespont, uud sie mögen es gewesen sein, die einen myke-
nischen König und andere Griechenfürsten zu gewaltiger Heerfahrt gegen
Troja bewogen. Die Ansiedler, die von Euböa und Attika aus den
gegenüberliegenden mittleren Teil Kleinasiens besetzten, nannten ihre neue
Heimat Jonien und sich selbst Jonier. Später übertrugen sie diese
Namen auf das europäische Mutterland. Was von der ersten Haupt-
gruppe der Griechenstämme übrig blieb, empfing den Sammelnamen
Äolier; insbesondere bezeichnete man damit die Griechen im Nordwesten
Kleinasiens.
Die „Dorische Unterdessen gerieten auch die nordwestgriechischen Stämme in Be-
Wanderung". löegUrlg Einer non ihnen, die Dorier, ging über den Pindus und drang
auf unbekannten Wegen im Peloponnes ein, wo er sich im Osten und
Süden festsetzte. Das rauhe, noch wenig gebildete Eroberervolk zerstörte
die stolzen Burgen; auch Mykenä sank in Trümmer. Die einheimische
Bevölkerung mußte sich knechten lassen oder in die Wildnis des Gebirges
flüchten. Viele aber entzogen sich diesem harten Geschick und folgten ihren
Stammesgenossen auf dem Seewege nach Asien. Die dorische Flutwelle