§ 15. Alexander der Große (336—323). 71
griechischen Soldtruppen seiner harrten. Tapferen Herzens leisteten beide
hartnäckigen Widerstand. Alexander, der in der vordersten Reihe kämpfte,
wäre von einem persischen Reiter niedergehauen worden, wäre ihm nicht
Klitus zu Hilfe gekommen. Er gewann die Schlacht und damit Klein-
asien. Als er in Gordium, nahe in der Mitte der Halbinsel, einrückte,
vernahm er die Sage, daß nach einer alten Weissagung derjenige die Herr-
schaft über Asien erhalten werde, welcher den Knoten am Wagen des alten
Königs Gordius zu lösen vermöchte. Er ließ sich zu dem Wagen führen
und hieb, rasch entschlossen, den Knoten mit dem Schwerte durch. In
Tarsus fiel er infolge eines Bades, das er in dem eiskalten Wasser des
vorbeifließenden Cydnus genommen hatte, in ein gefährliches Fieber, aus
dem ihn der Arzt Philippus errettete. Er marschierte weiter nach
Syrien; da brach der Perserkönig Darius Kodomannus mit einem
starken Heere in seine Rückzugslinie ein. Alexander kehrte sosort um und
griff ihn bei Jssus an (333). An der Spitze der gepanzerten maze-
donischen Reiter stürmte er in die feindlichen Reihen hinein. Darius
ergriff plötzlich Furcht, als er, auf dem Streitwagen stehend, Alexander
heranstürmen sah. Er wandte sich zur Flucht und nach ihm das ganze Heer.
Statt dem flüchtigen Könige zu folgen, zog Alexander nach Süden. Erst
galt es, Phönizien und Ägypten in Besitz zu nehmen^»damit nicht von
da aus die persische Flotte die Griechen zum Abfall bringen könnte. Die
Inselstadt Tyrus wurde nach siebenmonatiger Belagerung erobert (332).
Ägypten ergab sich ihm ohne Schwertstreich, da es froh war, der per¬
sischen Herrschaft ledig zu werden. An einer besonders günstig gelegenen
Stelle am Meer, westlich vom Nil, legte er den Grund zu einer neuen
Handelsstadt, die er nach seinem Namen Alexandria hieß.
Nun waren Griechenlands Hoffnungen erfüllt. Alexander hatte die Das neue Ziel
Hellenen im Westen des Perserreiches befreit und ihnen die HerrschaftbeS ®"„6JDnt9"
über das östliche Mittelmeer und damit über den Weltverkehr gesichert.
Und der Perserkönig war bereit, sich in die Lage zu fügen; nach der
Schlacht bei Jssus und nach dem Falle von Tyrus machte er Alexander
das Anerbieten, ihm den westlich vom Euphrat gelegenen Teil des Reiches,
also alles Land, wo Hellenen wohnten, abzutreten. Aber Alexander ant-
wortete ihm: „Schreibe nicht mehr an mich als deinesgleichen, sondern
als an den König von Asien und Herrn alles des Deinen und dann sage,
was du wünschest. Bestreitest du mir aber noch ferner die Herrschaft, so
fliehe nicht; ich ziehe gegen dich, wo du auch seiest." Alexander verwarf
also den Vorschlag des Darius; sein hochfliegender Geist setzte sich neue
Ziele. Er wollte mehr sein als mazedonischer Volkskönig und hellenischer
Bundesseldherr; nur der Besitz der ganzen Welt konnte sein heißes Ver-
langen nach Macht befriedigen. So löste er sich los vom Boden der
mazedonischen Heimat und begab sich auf die Bahn, die zur Weltherr-
schaft führte. In beschwerlichem Marsche zog er nach der Oase Siwah.