8 Deutsche Geschichte. § 1. Die Germanen.
mannen eroberten noch im dritten Jahrhundert das Land zwischen dem
Limes und dem Rhein. Nach einer Zeit längerer Ruhe brachen die
Westgermanen um 350 in das linksrheinische Land ein. Julian zwang
sie noch einmal, hinter die Rheinlinie zurückzuweichen; die tapferen
Alemannen erlagen ihm in der blutigen Schlacht bei Straßburg (357).
Ihr todesfreudiges Heldentum vermochte nichts gegen die Überlegenheit
der römischen Waffen. Nach ungeheuren Verlusten „hatten sie nur zur
Flucht noch Atem". Scharenweise ertranken sie in den Fluten des Rheins.
„Schäumend, gerötet vom Blut der Barbaren, staunte der Strom über
den ungewohnten Zuwachs." Aber nicht länger mehr sollten sich in
ihm römische Waffen spiegeln.
Die Aus- Inzwischen waren auch die Ostgermanen gegen die Grenzen des
to6n@S2. " Römerreichs vorgestoßen. Seit 150 etwa verließen die Goten ihre
Sitze am Pregel und zogen nach Südosten in die Steppen am Nord-
rande des Schwarzen Meeres. In der neuen Heimat schieden sie sich
in Ost- und Westgoten. Beständig beunruhigten sie das römische Reich.
Sie unternahmen verwegene Raubzüge zu Wasser und zu Laude; nicht
nur die Balkanhalbinsel, auch Kleinasien und die Inseln des Ägäischen
Meeres suchten sie heim. Kaiser Aurelian mußte ihnen Dacien ein-
räumen, wo sich die Westgoten ansiedelten, und Kaiser Probus verpflanzte
gegen eine Million Donaubarbaren nach Thracien. Auch in Siebenbürgen
und den Karpathen setzten sich ostgermanische Völker fest. Starken Ein-
fluß auf das innere Leben empfingen besonders die Westgoten von den
Römern. Gefangene und Flüchtlinge brachten ihnen die Anfänge des
Christentums. Aber die eigentliche Bekehrungsarbeit verrichtete Ulfilas
(eigentlich Wulfila, d. h. Wölflein), und zwar führte er sie der Lehre
des Artus zu, nach der Christus Gott dem Vater nicht gleich, sondern
nur ähnlich ist. Auch übersetzte er die Bibel in das Gotische und schuf
damit das erste Denkmal germanischen Schrifttums. Vor dem Zorn eines
heidnisch gebliebenen Fürsten mußte er freilich mit seinen Anhängern
über die Donau weichen; in Mösien (dem heutigen Bulgarien) gewährte
der Kaiser ihm und seiner Schar Unterkunft. Er starb 38.0 oder 383.