Object: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

Von der Begründung des päpstlichen UebergewichteS rc 129 
Die Lombarden hatten beschlossen, den Kaiser in der Nacht zu ermor-Den ^Mord- 
den; der Wirth verrieth den Mordanschlag. Während Barbarossa mit Friedrich ver- 
5 Begleitern entfloh, fanden die Berschwornen den Ritter im Bett, 
ehrten aber die Treue und Hochherzigkeit des deutschen Mannes und Ztebeneichen 
entließen ihn ungekränkt (1168). Nach Friedrichs Abreise verjagten die 
Lombarden alle deutschen Beamten und Besatzungen, und fast ganz Italien 
trat dem großen Städtebnnd bei. Zu Ehren des Papstes wurde die 
Festung Alessandria als ein Bollwerk gegen die Deutschen gegründet. 
Friedrich zerstörte während seines Aufenthaltes in Deutschland wieder 
viele Raubburgen. Herzog Heinrich der Löwe hatte damals jenseits der Elbe Fri-dnch »er- 
große Eroberungen gemacht und sich im Norden ein fast unabhängiges ^neiwge 
Reich gegründet. Seine Residenz war Braunschweig, wo ein großer Fürst--. 
eherner Löwe den Eingang der Burg zierte. Gegen ihn erhoben sich 
eifersüchtige Fürsten, namentlich Albrecht der Bär und Ludwig der 
Eiserne von Thüringen *). Allein Friedrich vermittelte die Fehden und 
kehrte, nachdem Ruhe und Ordnung in Deutschland hergestellt waren, 
im Herbste 1174 nach Italien zurück. 
Susa büßte zuerst für den Biordanschlag und ging in Flammen 
auf, aber Alessandria widerstand. Man unterhandelte, konnte sich 
nicht einigen. Jetzt versagte Heinrich der Löwe, welcher schon einmal dem Kaiser 
nach Jerusalem gepilgert war, um dem Römerzuge sich zu entziehen, 'ei"t^®e,‘ 
seinen Beistand, schützte sein Alter vor (er war 46 Jahre alt) und 
den sichern Bannfluch **). Endlich siel der Kaiser dem stolzen Löwen 
zu Füßen und bat um seine Hülfe. Das Welfenherz blieb ungeriihrt. 
Da nahte sich Beatrix dem Kaiser und sprach: „Lieber Herr, stehe auf! 
Gott wird Dir helfen, daß Du dieses Tages und dieses Hochmuthes 
gedenkest!" So waren Welf und Hohenstaufe wieder Feinde. 
*) Ludwig verirrte sich einst aus der Jagd und fand unerkannt bei einem 
Schmiede in Apolda Nachtlager. Früh am Morgen ward der Landgraf 
geweckt; der Schmied arbeitete am Amboße und rief bei jedem Schlage: 
„Landgraf, werde hart!" Er meinte damit, der Landgraf solle gegen den 
Adel hart werden wie das Eisen. Ludwig verstand den Wink, schirmte 
das Landvolk gegen die ungerechten Bedrückungen des Adels und besiegte 
die aufrührerischen Edelleute, welche er an einen Pflug spannen und den 
„Adelsacker" pflügen ließ. 
**) Der alte Herzog Welf hatte sich durch sein prunkendes Ritterleben in 
große Schulden gestürzt und seine Besitzungen in Italien (Herzogthum 
Spoleto und Markgrafschaft Tuscien) und seine Ansprüche auf Sardinien 
Heinrich dem Löwen zum Verkaufe angeboten. Da Heinrich dachte, 
tvas er einst erbe, brauche er nicht zu kaufen, so lehnte er das Anerbieten 
ab. Nun kaufte sie Friedrich und erzürnte den Löwen. 
Gassian'ö Geschichte. II 2. Aust 
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