Full text: Geschichte der Neuzeit von 1517 bis 1786 (Teil 5)

42 Die Neuzeit. 
mit Schweden und Frankreich Beziehungen an. In dem Traume, den 
Kurhut wieder gewinnen zu können, bestärkte ihn der fränkische Reichs- 
Di-Grumbach- ritter Wilhelm von Grumbach, der ihn glauben machte, ein großer 
scheu Handel. be§ Adels werde sich sür ihn erheben und für seine Sache kämpfen. 
Als nun Wilhelm von Grumbach Würzburg wegnahm, mit dessen Bischof 
er in einem Rechtsstreite lag, verhängte der Kaiser über ihn wegen 
Friedensbruchs die Reichsacht. Der Herzog nahm ihn in Schutz, verfiel 
aber darum schließlich selbst der Acht. Kurfürst August, als Oberster 
des sächsischen Kreises mit deren Vollstreckung beauftragt, belagerte ihn 
in Gotha. Von den Bürgern verraten, mußte sich Johann Friedrich 
bedingungslos ergeben. Grumbach ward hingerichtet, Johann Friedrich 
blieb bis zu seinem Tode (1595) Gefangener des Kaisers. Seine un- 
mündigen Söhne, für die Kurfürst August die Regierung führte, und 
sein Bruder teilten das ernestinische Erbe. August nahm die Ämter, die 
er abgetreten hatte, bis auf Altenburg als ein Pfand für die ihm er- 
wachsenen Kriegskosten wieder zurück. 
Kursachsens Um den Frieden aufrecht zu erhalten, bemühte sich August ferner, 
«»^Österreich, die Kluft der religiösen Gegensätze zu überbrücken. Daher weigerte er 
sich auch, politische Angelegenheiten von religiösen Gesichtspunkten aus 
zu behandeln; die kirchlichen Fragen sollten durch allmähliche Ein- 
schläferung zum Schweigen kommen. So konnte er auch mit den Katho- 
liken, vor allem mit dem Kaiser gute Beziehungen unterhalten, ja der 
enge Anschluß an die habsburgisch-österreichische Hausmacht ward gerade- 
zu die Grundlage seiner äußeren Politik. 
Die pfälzische Damit war aber auch sein Gegensatz zur Pfalz und zu Hessen ge- 
AngMspoMik. geben. Diese wirkten in der Ahnung eines neuen Religionskrieges auf 
einen Zusammenschluß aller Protestanten hin. August teilte ihre Be- 
fürchtungen nicht, war auch im Falle eines neuen Krieges weniger 
gefährdet als die kleinen südwestdeutschen Gebiete, die sich vielfach von 
katholischen Ländern umklammert sahen. So übernahmen die Ver- 
teidignng und den Gegenangriff gegen die alte Kirche die Reformierten, 
die nicht eher ruhen wollten, bis der volle Sieg der protestantischen 
Idee errungen sei. Unter Christian I. verließ die kursächsische Politik 
auf kurze Zeit die ihr von August vorgezeichnete Bahn. Der Kanzler 
Dr. Krell führte ein Bündnis Sachsens mit der Pfalz zur Unterstützung 
der französischen Kalvinisten herbei. Aber nach seinem Sturze schloß 
sich Christian II. wieder eng an Habsburg an; auch die politische 
Einigung der Protestanten war damit für immer gescheitert. 
Eine Unterstützung der außerdeutschen Protestanten behielt nur der 
Pfälzer im Auge; er kam den Hugenotten und den nördlichen Nieder- 
ländern in ihrem Glaubenskampfe zu Hilfe und erschien den Zeitgenossen 
so als der eigentliche Vorkämpfer der evangelischen Lehre. 
Die Spaltung der deutschen Protestanten sicherte der jetzt zum 
Zugriff schreitenden Gegenreformation große Erfolge.
	        
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