Heinrich I. 45
Die zweite Aufgabe des Königs bestand darin, das Land gegen
äußere Feinde, besonders die Ungarn, zu schützen. Hierin begünstigte
ihn das Glück, indem 924 bei einem Plünderungszug durch Thüringen
einer ihrer angesehensten Führer gefangen wurde. Sie boten Heinrich
ein hohes Lösegeld, dieser erklärte sich jedoch bereit, ihren Häuptling
unentgeltlich zu entlassen, ja ihnen alljährlich einen Tribut zu eut-
richteu, wenn sie nenn Jahre lang sein Land mit ihren Einfällen
verschonen wollten. Die Waffenruhe benützte Heinrich, um Sachsen
und Thüringen in besseren Verteidigungszustand zu setzen. Während
in den Rhein- und Donaulandschaften von der Römerzeit her
verteidigungsfähige Städte bestanden, lebten die Bewohner des nörd¬
lichen Deutschland meist nach altgermanischer Weise in offenen
Orten oder auf Einzelhöfen inmitten ihres Grundbesitzes. Gerade
diese sielen in ihrer Vereinzelung dem berittenen Feinde fast regel¬
mäßig zur Beute. Deshalb errichtete Heinrich in Sachsen und Burgenbau in
Thüringen sog. Burgen, d. h. mit Mauern, Türmen und Gräben ^Minam ^
versehene Verteidigungsplätze, ans denen Städte wie Goslar, Qned- '
linburg, Merseburg, Meißen u. a. entstanden. In diese Burgen
ließ Heinrich den dritten Teil aller Feldfrucht aus der Umgegend
zum Aufspeichern liefern, hieher konnten in Kriegszeiten alle übrigen
Vorräte wie die umwohnende Bevölkerung geflüchtet werden.
Aber Heinrich wollte den ©einigen nicht bloß Zufluchtsorte Bildung eines
für Kriegszeiten schaffen, sondern sie auch tüchtig zum Kampf im Reiterheeres,
offenen Felde machen. Noch immer kämpften die Sachsen und
Thüringer nach altgermanischer Weise größtenteils zu Fuß und
waren so den leichtberittenen Ungarn nicht gewachsen. Deshalb ge¬
wöhnte Heinrich seine Landsleute an den Dienst zn Pferde und
legte so auch für Niederdeutfchland den Grund, auf dem sich das
spätere Rittertum entwickelt hat.
Diese neugeschaffene Reiterei übte Heinrich zunächst im Kampfe Unterwerfung
gegen einen weniger furchtbaren Feind, die Slaven zwischen Elbe der Wenden,
und Oder. Er zwang die Tschechen in Böhmen zur Anerkennung
der deutschen Lehenshoheit, unterwarf die Daleminzier, in deren Land .
er Meißen anlegte, und die Heveller, deren Hauptort Breunabor er
im Winter eroberte. Gegen die Dänen errichtete er die Mark
Schleswig zwischen Eider und Schlei. Im Jahre 933 verweigerte
Heinrich den Gesandten der Ungarn den Tribut. Diese fielen des¬
halb in großen Schwärmen über Böhmen in Thüringen ein. Aber
sie fanden das Land merklich verändert und sahen sich plötzlich
einem Heere gegenüber, wie sie es in Deutschland nicht erwarteten: Ungarnschlacht
Heinrich trat ihnen mit seinen Reiter scharen an der Unstrut ent-Qn b^!]u,trut
gegen und schlug sie so vollständig, daß sie unter seiner Regier¬
ung nicht wieder kamen.
Vor seinem Tode empfahl Heinrich den Fürsten seinen Sohn
Otto zum Nachfolger, der allgemein anerkannt wurde.
Sicherung
gegen die
Ungarn.