Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 (Bd. 2)

Oncken: Friedrich Wilhelm I. als Schöpfer des Heerwesens. 107 
100 Tlr. profitierten und hingegen wieder 100 Tlr. an Kommissariats-Revenüen einbüßen 
müssen, so wäre es weiter nichts als Wind, bloß um Uns zu flattieren, als ob Unsere 
Revenüen starker waren, wie sie in der Tat sind. 
Wir wollen die Flatterten durchaus nicht haben, sondern man soll Uns allemal 
die reine Wahrheit sagen und mit nichts hinter dem Berge halten, noch Uns mit Unwahr- 
heiten unter Augen gehen. Wir sind doch Herr und König und können tun, was Wir 
wollen. 
Schließlich wollen Wir die zu Unserem G. O. F., K. und D. D. von Uns bestellte 
Ministros und sämtliche übrige Membra hierdurch ernstlich erinnert haben, dieser Unsere 
ihnen erteilte Instruktion in allen Punkten accurat nachzuleben und darin nicht in dem 
geringsten zu manquieren, welchensalls Wir ihnen samt und sonders Unsere Gnade, wie 
auch Protektion gegen männiglich, er habe Namen wie er wolle, auf das kräftigste ver- 
sprechen. . . . Diejenigen aber, die nicht in allen Stücken dieser Instruktion nachleben, 
sondern es auf den alten Schlender wieder kommen lassen wollen, die mögen sich nur im 
voraus die Rechnung machen, daß Wir es ihnen nicht schenken, sondern ihren Ungehorsam 
und Widerspenstigkeit exemplarisch und auf gut russisch bestrafen werden. Es hat sich 
auch ein jedweder danach zu achten und für Schaden und Unglück zu hüten. . . . 
So geschehen und gegeben Jagdhaus Schönebeck, den 20. Dezember 1722. 
Fr. Wilhelm. 
42. Friedrich Wilhelm I. als Schöpser des Heerwesens und 
der Verwaltung des preußischen Staates. 
Von Wilhelm ©tiefen.1 
Das Zeitalter Friedrichs des Großen. Berlin, Grote. 1. Bd. S. 221. 
Friedrich Wilhelm hat seinem Staate zum kleineren Teil erhalten, zum 
größeren neu geschaffen, was der mächtige französische Staat entweder nie 
besessen oder unter Ludwig XIV. verloren und unter der Regentschaft nicht 
wiedergewonnen hatte. Was das kleine Preußen seit damals vor dem 
mächtigen Frankreich voraus hatte, das umfaßte gerade die wesentlichsten 
Merkmale und Bedingungen des monarchischen Staates. Von keiner Wissen- 
schast der Schule war das zu lernen; die praktische Genialität des Königs 
Friedrich Wilhelm hat es selber finden müssen und auch wirklich gefunden. 
Von seiner auffallendsten Schöpfung, der Armee, hat die Mitwelt gerade 
so wie von ihm selbst nur die äußerlichsten Außenseiten gekannt, den mecha- 
Nischen Paradedienst, dessen Brauchbarkeit für den Krieg selbst einem Prinzen 
Eugen sehr zweifelhaft erschien, die Barbarei der Stockprügel und des 
1 Wilhelm Oncken, geboren 1838 in Heidelberg, war Professor der Geschichte an 
der Universität zu Gießen und'starb 1905. Werke: „Athen und Hellas." 2 Be>?.„ Leipzig 
1865—66. „Die Staatslehre des Aristoteles/' 2 Bde. Leipzig 1870—75. „Österreich 
und Preußen im Befreiungskrieg." 2 Bde. Berlin 1876—79. Im Jahre 1877 begann 
er im Verein mit anderen Historikern die Herausgabe der „Allgemeinen Weltgeschichte in 
Einzeldarstellungen." Berlin. 44 Bde. Für dieses Sammelwerk schrieb er: „Das Zeit- 
alter Friedrichs'des Großen." 2 Bde. 1882—83. „Das Zeitalter der Revolution, des 
Kaiserreichs und der Befreiungskriege." 2 Bde. 1885—87. „Das Zeitalter des Kaisers 
Wilhelm I." 1890—92.
	        
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