Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 (Bd. 2)

Widukind: Heinrichs L Kämpfe mit den Slawen. 
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gelingen würde, die ihnen von Westen her gebotenen Kulturelemente, das 
Christentum und ein geordnetes Staatswesen, sich so anzueignen, daß dabei 
ihre nationale Eigenart und politische Selbständigkeit erhalten blieben, oder 
ob sie beides mit dem Eindringen der überlegenen deutschen Kultur verlieren 
würden. 
4. Heinrichs I. Kämpfe mit den Slawen. 
töibutmb,1 Sächsische Geschichten. 
Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 2. Gesamtausgabe. Leipzig, Dyk. 33. Bd. S. 40. 
Wie König Heinrich, als er von den Ungarn einen Frieden auf neun 
Jahre erhalten hatte, mit der größten Klugheit Sorge trug, das Vater- 
land zu befestigen und die barbarischen Völker zu unterwerfen, dies aus- 
zuführen, geht über meine Kräfte, obgleich ich es doch auch nicht ganz ver- 
schweigen darf. Zuerst nämlich wählte er unter den mit Landbesitz angesiedelten 
Kriegsleuten (in der sächsischen Ostmark) jeden neunten Mann aus und ließ 
ihn in Burgen wohnen, damit er hier für seine acht Genossen Wohnungen 
errichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die 
übrigen acht aber sollten säen und ernten und die Frucht sammeln für den 
neunten und dieselbe an ihrem Platze aufbewahren. Auch gebot er, daß die 
Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen 
abgehalten würden, mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, 
damit sie im Frieden lernten, was sie im Fall der Not gegen die Feinde 
zu tun hätten. Außerhalb der Festen standen keine oder doch nur schlechte 
und wertlose Gebäude. Während er nun die Bürger an solche Satzung 
und Zucht gewöhnte, fiel er plötzlich über die Slawen her, welche Heveller 
genannt werden, ermüdete sie durch viele Treffen und nahm endlich bei 
einem sehr heftigen Froste, indem er auf dem Eise sein Lager aufschlug, die 
Burg, welche Brennaburg (Brandenburg) heißt, durch Hunger, Schwert 
und Kälte. Und als er mit jener Burg das ganze Land in seine Gewalt 
bekommen, wandte er seinen Marsch gegen Daleminzien, dessen Bekriegung 
ihm schon vorzeiten sein Vater überlassen hatte, belagerte die Burg Gaua 
(Jahna bei Meißen) und nahm sie endlich am zwanzigsten Tage. Die Beute 
aus der Burg überließ er den Kriegern; alle Erwachsenen wurden nieder- 
gemacht, die Knaben und Mädchen für die Gefangenschaft aufbewahrt. Nach 
diesem griff er Prag, die Burg der Böhmen, mit seiner ganzen Macht an 
und zwang ihren König zur Unterwerfung. 
Als nun die Nachbarvölker vom König Heinrich zinspflichtig gemacht 
worden waren, die Obotriten, Witzen, Heveller, Daleminzier, Böhmen und 
Redarier, und Friede war, da brachen die Redarier den Vertrag; sie brachten 
1 Über Widukind vgl. l. Bd. S. 84.
	        
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