§ 4. Die Revolution bis 1795. 17
jede Regung des Föderalismus. Seinem tückischen Angriff erlag selbst
der gewaltige Danton mit seinen Freunden. Am 5. April 1794 wurden
sie geköpft. Noch ließ Robespierre den Konvent durch einen förmlichen
Beschluß das Dasein des höchsten Wesens und die Unsterblichkeit
der Seele anerkennen, dem zu Ehren er am 8. Juni die Hauptstadt
ein Fest mit hohlem Gepränge feiern ließ. Als er aber mit dem Ge-
setz vom 22. Prairial (10. Juni) den Kreis der „Verdächtigen" noch
erweiterte, eine Verteidigung nur den „verleumdeten Patrioten" gestattete
und viele Mitglieder der Bergpartei sich selbst mit dem Richtbeil be-
droht sahen, da empörte sich der Konvent gegen den Machthaber,
ächtete nach wildem Ringen ihn mit seinen Anhängern und ließ am
10. und 11. Thermidor (27. Juli 1794) ihn mit ihrer 90 hinrichten.
2. Das Nachspiel der Revolution. Das Gesetz vom 22. Prairial Fortdauer der
wurde aufgehoben, das Revolutionsgericht vertagt und der Jakobiner-
klub im November geschlossen. Zwar atmete ganz Frankreich erleichtert
auf, aber Friede, Ordnung und Sicherheit kehrten nicht zurück. In den
Provinzen dauerte sogar die Schreckensherrschaft noch wochenlang fort.
In Paris fürchtete der Konvent ebensosehr die Rache der Jakobiner wie
eine gerichtliche Verfolgung und Bestrafung durch die Gemäßigten und
suchte sich deshalb um jeden Preis in dem Besitz der Gewalt zu
erhalten.*)
Eine neue gemäßigte Verfassung, welche 1795 vom Konvente Das Direktorium
angenommen wurde, setzte einen Rat der 500 und einen Rat der Alten 1795-1799
(250) ein und stellte ein Direktorium von 5 Mitgliedern mit sehr be¬
schränkter Macht an die Spitze der Regierung. Den gegen den Konvent
in letzter Stunde gerichteten Aufstand der Röhn listen warf mit
Leichtigkeit der rasch mit dem Oberbefehl über die Truppen betraute
junge General Bonaparte nieder. Mit der Hand der Josephine
Beanharnais erhielt er die Gunst des Direktors Barras und wurde
von dem Direktorium an die Spitze der „italienischen Armee", die
im Gebiete der Seealpen stand, gestellt.
Bei der Schwäche der Regierung und dem Mangel an Staatseinnahmen
und Kredit dauerte der Verfall der Verwaltung fort, und Frankreich ^
schien mit verkommenen Wegen, Brücken und Kanälen und einem völlig v erfommen^ei-
unzureichenden Schulwesen in einen Zustand der Barbarei zurückzufallen.
Die Kriege führte man auf Kosten der Nachbarvölker, denen man binnen
Ä Jahren über 1300 Mill. Fr. an Geld, Kunstgegenständen und Naturalien
abnahm.
*) H. Taine a. a. O. 17, 3, 505ff.
Schenk. Wolff u. Gehmlich, Lehrb. d. Geschichte. VI. Neuzeit.
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