110 Süd- und Ostfrankreich. §. 55.
hat zwei stark befestigte Kriegshäfen: Brest (79,009E.) und L'Orieut,
und zwei Handelshäfen: Saint Malo und Nantes (112,000 E.) nn-
weit der Mündung der Loire. Das zunehmende Versanden der Loire hat
das Aufblühen vou St. Nazaire auf Kosten von Nantes gefördert
und hier ist eine Hauptstation der Dampfschifffahrt nach Amerika.
7. Poitou nebst den ebenen Landschaften zu beiden Seiten der
Charente (l'Angonmais, Saintonge und Annis). Die Umgebung der
Stadt Poitiers war nicht minder der Schauplatz von entscheidenden
Völkerschlachten (732, 1356), wie die Champagne (s. S. III). La Ro-
chelle und Rochefort sind Seefestungen.
III. Südsrankreich.
8. Gnyenne uud Gascogne, mit Bordeaur (194,000 E.) an
der breiten, für Seeschiffe zugänglichen Garonne, dem ersten Platze für
den Wein- und Cognachandel Frankreichs.
9. Die Pyrenäenlands chasten, uud zwar
a. in den Westpyrenäen das französische Navarra (uud
Bsarn), mit der befestigten Hafenstadt Bayonne (uuweit der Mün-
dnng des Adonr). In der Nähe das schnell emporgekommene Seebad
B i a r r i tz.
d. In den Ostpyrenäen die ehemaligen Grafschaften Foix und
Roussillou, mit der festen Stadt Perpignan.
Der Fuß der Mittelpyrenäen mit den vielbesuchten Bädern
(Luchon u. s. w.) wird zu Gascogne (als Departement Oberpyrenäen)
gerechnet.
10. Lauguedoc, diejenige Provinz, welche das südwestliche Tief-
land mit dem südöstlichen, das Gebiet der Garonne mit dem der Rhone
verbindet. Nim es (60,000 E>), an den Vorhügeln der Sevennen,
bekuudet uoch durch die Ueberreste römischer Bauwerke (Amphitheater,
Tempel, Wasserleituug) seine ehemalige Größe. Im Mittelalter blühte
Toulouse (127,000 E.) an der Garonne als Residenz der westgothi-
schen Könige und später der mächtigen Grafen von Toulouse, wie als
Lieblingsaufenthalt der Troubadours; jetzt betreibt sie eine ansehnliche
Industrie. Montpellier (55,000 E.) verdankt seine Bedeutung der
vou den Arabern gestifteten medieinifchen Schule. Cette, eiu künst¬
lich angelegter Hafen (an der Mündung des Cauals äu Midi ins
Mittelmeer), ist der Stapelplatz für Langnedoe.
11. Provence (die Provincia der Römer) oder die Landschaft
der Meeralpen; an deren Südfuße liegen: das uralte Marseille
(300,000 (§.), jetzt die größte Seestadt Fraukreichs, und Tonlon
(77,000 E.), der wichtigste (durch Natur uud Kunst geschaffene) Kriegs-
Hafen Frankreichs; an der Rhone: Avignon, Besitzthum der Päpste
bis zur französischen Revolution und im 14. Jahrhundert Sitz der
Päpste; am Anfang des Rhonedeltas Arles, einst die Residenz der
burgundischen Könige.
IV. Oftfrankreich.
12. Nizza (Nice), am Südostfuße der Seealpen, mit der gleich-
namigen Seestadt (59,000 ($.), die wegen ihrer vorzüglich milden Lnft
im Winter ein schon seit der Römerzeit besuchter klimatischer Curort ist.