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selbst nicht wieder finden. Aber der Käfer ist gescheit und bleibt tief
unter der Erde, denn wenn er herauskäme, möchte er oben keine warme
Stube haben und erfrieren. Darum bleibt et unten, und wenn der
Schnee über seinem Kopfe knirscht, dann freut er sich, daß er so warm
sitzt. — Wenn aber im Frühjahr die Sonne anklopft und spricht:
„Erde, thue dich auf!“ ünd: „Legt euer grünes Festkleid an, ihr
Bäume!“ dann denkt er: „Nun isl's Zeit,“ und e bohrt sich ein
rundes Loch, immer höher herauf, bis er oben ist, wartel dann fein,
wenn's noch Tag ist, denn es ist ihm zu hell, und seine Augen sind
es noch nicht gewohnt; aber am Abend schlüpft er herbor und probiert
geschwind, ob man in den schattigen Bäumen nicht noch besser sitzen
kann als in der dunkeln Erde. Quietmeyer.
60. Käferhochzeit.
Jeder soll willkommen sein! „Hochzeitkleid! Hochzeitkleid!“
Kommt herein! Kommt herein! Und, Goldkäfer, dein Geschenk?
Bienlein, sprich, was bringst du heim? „Gold die Meng'! Gold die Meng'!“
„Honigseim! Honigseim!“ Was trügst du, Glühwürmchen, ein?
Fliege, was schaffst du zur Kost? „Kerzenschein! Kerzenschein“
„Milch und Most! Milch und Most!“ Bremse, was bringst du für Glück?
Wespe, was trägst du uns ein? „Tanzmusik! Tanzmusik!“
„Näscherei'n! Näscherein!“ Mücke, kamst du leer zum Fest?
Schmetterling, bringst du nach Brauch? „Tanzen ist das allerbest!
„Blumenhauch! Blumenhauch!“ Leichte Füße, leichter Sinn!
Spinnchen, was hast du bereit? Nehmt mich zum Tanzmeister hin!“
Juchhe! Löwenstein.
61. Das Käferchen im Wirtshause.
Käferchen hat Durst, und zum Weibchen sagt's: „Will eins trinken,
bin bald wieder da.“ Die Flügel schwingt's, schaut sich um; da ist
ja ein stattlich Haus, schön weiß von außen, und drimnen schöne gelbe
Bänke! „Zur Lilie“ heißt's Haus, und darinnen giebt ein Englein zu
trinken. Käferchen tritt ein, und der Engel sagt: „Was war du
lieb?“ — „Hab Durst gehabt zu Hause, wollt' gern eins trinken, und
vom Fliegen ist mir der Hals noch trockener geworden. „Hier
hast was,“ sagt's Englein, und Käferchen trinkt; s ist ihm wohl, und
e8 brummt ein Liedchen vor sich hin. „Was bin ich schuldigs sagt
Käferchen, als es getrunken. — „Es kostet nichts Doch wolltest
mir'n Gefallen thun, nimm das Blumenmehl da und bring's ins
Nachbarhaus, hab' lang auf 'ne Gelegenheit gepaßt; er hat zwar selber,
was er braucht, doch freut's ihn, und er schickt mir auch oft ne Hand
voll Mehl und manchmal ein Tröpflein Morgentau, und sag' einen
schönen Gruß von mir.“ — „Ja freilich, ja, das will ich thun, wenn
du damit zufrieden bist. Vergel's Golt! Und es nimmt das Mehl