Full text: Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

§139. 
Die Zeit der Gesetzgebenden Versammlung, 1791—1792. 
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§139. Die Zeit der Gesetzgebenden Versammlung, 1791 — 1792. 
1. Die Tätigkeit der Gesetzgebenden Versammlung (Assemblee na¬ 
tionale legislative). Die linke, republikanische Seite dieser Versammlung 
gewann mehr und mehr die Oberhand über die Anhänger des Königtums, 
welche die rechte Seite einnahmen. .Die einflußreichste Gruppe, die Giron- 
difielt .(benannt nach dem Departement Gironde, dessen Abgeordnete sich 
durch Rednertalent auszeichneten)/ gemäßigte Republikaner, ging noch Hand 
in Hand mit den Radikalen und vereinigte sich mit ihnen im Jakobiner- 
klub.. Dem König drängten sie ein girondistisches Ministerium unter 
RoLanfc) auf. 
Eine kluge Mitarbeiterin ihres Mannes und eifrige Parteigängerin der Giron- 
disten war Frau Roland, die aus dem Studium des griechischen und römischen 
Altertums Begeisterung für republikanische Einrichtungen geschöpft hatte. 
Statt die Aufgaben der Gesetzgebung (z.B. eine Neuordnung des 
Unterrichtswesens und eine Reform des Bürgerlichen Rechts) zu erledigen, 
betrieb die Gesetzgebende Versammlung den Krieg mit dem Auslande; die 
Girondisten hofften, daß das Volk sich mehr auf ihre Seite stellen, die 
Monarchisten, daß das Heer sich als eine Stütze des Königtums erweisen 
werde. Anlaß zum Kriege boten die Rüstungen der Emigranten in den 
Städten Koblenz, Turin und Brüssel und das Bündnis zwischen Preußen 
und Österreich. Im Frühjahr 1792 wurde die Kriegserklärung gegen 1 
Österreich beschlossen, wo eben der junge Franz II. (1792—1835) seinem 
Vater auf dem Tyrone gefolgt war. Ludwig XVI., der sich willenlos 
leiten ließ, gab zuletzt seine Zustimmung. 
2. Der Feldzng von 1792 ititb seine Folgen. Ein aus Preußen und 
Österreichern bestehendes Heer, dem sich ein von Emigranten aufgestelltes 
Korps anschloß, rückte unter Karl Wilhelm Ferdinand von Braun- 
schweig in Frankreich ein*). Der Herzog war ein Anhänger der „methodischen 
Kriegsweise"; durch künstliche Märsche und Stellungen, nicht durch Feld- 
schlachten suchte er die feindliche Macht zu zerstören. Er rückte allzu bedächtig 
und vorsichtig vor und erließ ein von Emigranten verfaßtes, Paris mit Ver- 
nichtung bedrohendes Manifest. Die Jakobiner benutzten es als Anlaß, 
den Pariser Pöbel am 10. August zum Sturm auf die Tuilerien zu 
hetzen, der durch die Verzagtheit des Königs gelang. Dieser flüchtete mit^ 
seiner Familie in die Nationalversammlung, statt mit Flinten- und Kar- 
tätschenseuer den Ausstand niederzuwerfen. Die Nationalversammlung wies 
ihm und seiner Familie den Temple (ursprüngliches Ordenshaus der Tempel- 
*) Damals dichtete ein französischer Offizier in Straßburg den „Schlachtgesang 
der Rheinarmee". Die Pariser, die das Lied zuerst von Soldaten aus Marseille 
singen hörten, nannten es die Marseillaise.
	        
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