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3. Die Buchdruckerkunst. Die bedeutsamste Erfindung war die Johann
Gutenbergs aus Mainz. Sein Vater war ein Patrizier namens Gensfleisch,
seine Mutter eine geborene Gutenberg, die Letzte ihres Geschlechts. Der
Sohn nannte sich nach der Mutter, damit ihr Familienname nicht aus-
sterbe. In Straßburg, wohin die Familie übergesiedelt war, wurde Johann
Guteuberg Spiegelmacher. Die Vermutung liegt nahe, daß er durch die
Vervielfältigung, die er mit metallenen Verzierungen seiner Spiegelrahmen
vornahm, auf den Gedanken kam, die Vervielfältigung auf die Buchstaben
beim Buchdruck anzuwenden. An die Stelle des sehr mühsamen Holztafel-
drucks, den man schon kannte und zur massenhaften Herstellung von kleinen
Erbauungsschriften, Legenden, Liedern und sonstigen kleinen Volksschriften
verwandte, sollte das Drucken mit beweglichen, aus Metall gegossenen Lettern
treten, die immer wieder zu benutzen waren. Doch kam Gutenberg in Straß-
bürg über die ersten Versuche, die in die Zeit um 1440 fallen, nicht hinaus,
und auch in feinem Geschäft kam er auf keinen grünen Zweig. Er kehrte in seine Um
Vaterstadt zurück und setzte seine Versuche fort. Hier trat er um 1450 zur 1450.
Gründung einer Druckerei in Verbindung mit dem reichen Fust, der ihm
das Geld gegen hohe Zinsen lieh, und dem Schönschreiber Schöffer. Das
erste größere Werk, das gedruckt wurde, war eine lateinische Bibel. Ehe
sie fertig war, verklagte der eigennützige Fust Gutenberg auf Herausgabe
des Geldes und kam, da dieser noch nicht bezahlen konnte, in den Besitz der
Druckerei. Zwar gründete Gutenberg mit fremder Hilfe eine neue, konnte
aber gegen die Konkurrenz der Fustschen Druckerei, der die reichsten Mittel
zur Verfügung standen, nicht aufkommen und zog sich deshalb an den Hof
seines Gönners, des Erzbischoss von Mainz, nach Eltville zurück. DorMst
er gestorben.
Gutenbergs Erfindung verbreitete sich schnell über ganz Deutschland,
und deutsche Buchdrucker zogen auch in die übrigen europäischen Länder und
richteten Werkstätten ein. Um 1500 gab es schon über 1000 Druckereien,
und über 12000 Werke waren gedruckt.
Anfangs verkauften die Buchdrucker die Bücher selbst, besonders auf
Messen und Jahrmärkten, ebenso die Flugblätter mit Tagesneuigkeiten,
woraus in der Folgezeit allmählich regelmäßig erscheinende Zeitungen
hervorgingen. Mit der zunehmenden Verbreitung des Buchdrucks wurde
eine Arbeitsteilung notwendig: vom Druckereigewerbe trennte sich der Buch-
Handel, und schon um 1500 gab es Verleger und Sortimentsbuchhändler.
Wie schützt sich heute ein Erfinder davor, daß seine Erfindung von anderen aus-
gebeutet wird? .
4. Die Feuerwaffen. Noch mehr im Dunkeln als die Entstehung der
Geisteswaffe, die Gutenberg geliefert hat, liegt der Ursprung der modernen
Krregswaffen. Das schwarze Pulver, dessen Erfindung die Sage einem
Bertold Schwarz in Freiburg zugeschrieben hat, war den Chinesen, den