Full text: Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen (Teil 1)

Rückblick. 
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Himmel schon die Taten Armins wie das Morgenrot einer neuen Zeit. Aber 
erst nach acht Jahrhunderten konnte sich die neue Religion in dem Lande 
Armins, wo sie später die tiefsten Wurzeln schlug, durchsetzen. Reste des 
Heidentums ragen weit in die christliche Zeit hinein, und ein Römisches 
Kaiserreich erhielt sich auf der Balkanhalbinsel das ganze Mittelalter hindurch. 
2. Aufsteigen und Niedergang der Völker. Die Geschichte des Altertums 
und des früheren Mittelalters zeigt ein Aufsteigen, eine meist Verhältnis- 
mäßig kurze Zeit hoher Kraftentfaltung und einen Niedergang fast aller 
in Betracht kommenden Völker. Der Vergleich mit der Jugend, dem reifen 
Alter und dem Greisenalter des einzelnen Menschen liegt nahe, und es hat 
den Anschein, daß auch bei Völkern „das Gesetz des Blühens selbst zum 
Welken führe" (Hellwald). Wäre dies richtig, so könnten wir nur mit Be- 
sorgnis an die Zukunft unseres eigenen Volkes denken. Der Vergleich mit 
den Einzelwesen trifft aber nur teilweise zu. Wir haben keinen Grund zu 
der Annahme, daß das Naturgesetz des Aufblühens und Absterbeus, dem 
alle Einzelwesen unterworfen sind, auch für Völker gelte: wir müßten es 
sonst folgerichtigerweise auf die ganze Menschheit ausdehnen. Für das 
Aufblühen eines Volkes sind, wie sich aus der Geschichte des Altertums 
ergibt, außer seiner natürlichen Tüchtigkeit äußere Umstünde wirksam: 
günstige Weltlage, günstige wirtschaftliche Verhältnisse, Verkehr mit Kultur- 
Völkern und das Fernbleiben übermächtiger Feinde. Das Einzelwesen dagegen 
entwickelt sich auf jeden Fall zu seiner natürlichen Reife, mag es nun kräftig 
sein oder schwach, mag es durch äußere Umstände begünstigt werden oder 
nicht. Vergleichen wir auch das Absterben des Einzelwesens mit dem 
Niedergang der Völker! Jenes geht zugrunde durch äußere Ursachen oder 
durch Krankheiten, oder es stirbt an Altersschwäche. Auch Völker können 
durch äußere Ursachen in ihren Lebensbedingungen schwer geschädigt, sogar 
vernichtet werden; ebenso weist die Geschichte Volkskrankheiten auf, uuge- 
fährliche und verderbliche; aber bei keinem Volke läßt sich ein Zustand nach- 
weisen, der der Altersschwäche des Einzelwesens gleichkäme. Die Geschichte 
entmutigt also nicht, sondern lehrt, was ein aufstrebendes Volk zu tun und 
was es zu vermeiden hat, um auf dem rechten Wege zu bleiben.
	        
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