Full text: Geschichte des Altertums (Teil 3)

Literaturproben. 
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Auch sein Grab bleibt heilig dem Volk, und die Kinder und Enkel 
Ehrt man und ehret sein Haus bis in das fernste Geschlecht. 
Nimmer im Dunkel erlischt sein Ruhm und gepriesener Name, 
Und der Begrabene lebt als ein Unsterblicher fort. 
Als Peisistratos sich der Tyrannis zu bemächtigen drohte, erhob Solon, der 
die Athener schon zur Wiedereroberung von Salamis angefeuert hatte (f. S. 52), 
warnend seine Stimme, aber vergebens. Nun hält er seinen Landsleuten schonungs¬ 
los ihre Verblendung vor: 
Wenn ihr Schweres erfuhrt durch eigene Schuld und Verkehrtheit, 
Klagt um euer Geschick nicht die Unsterblichen an. 
Selbst ja zogt ihr sie groß und machtet sie stark, die Tyrannen, 
Und nun seufzt ihr dafür unter dem schmählichen Joch. 
In dem Kampfe der Mytilenäer gegen ihren Tyrannen sieht der Lesbier Alkäos 
(f. S. 52) das Staatsschiff unruhig schwanken: 
Nicht mehr zu deuten weiß ich der Winde Stand, 
Denn bald von dorther wälzt sich die Wog' heran 
Und bald von bort, und wir inmitten 
Treiben dahin, wie das Schiff uns fortreißt, 
Mühselig ringend wider des Sturms Gewalt; 
Denn schon des Masts Fußende bespült die Flut, 
Und vom zerborstnen Segel trostlos 
Flattern die mächtigen Fetzen abwärts. 
(Aus Geibels klaff. Liederbuch.) 
Von der Lyrik Sapphos (s. S. 52), der größten Sängerin des Altertums, zeuge 
das Gebet zu Aphrodite, die sie anruft, als sich ihr Herz in quälender Sehnsucht zu 
dem fernen Geliebten verzehrt: 
Golden-thronende Aphrodite, 
Listenersinnende Tochter des Zeus, 
Nicht mit Angst und Sorgen belaste, 
Hocherhabne! dies pochende Herz! 
Sondern komm, wenn jemals dir lieblich 
Meiner Leier Saiten getönt. 
Deren Klängen du öfters lauschtest, 
Verlassend des Vaters goldenes Haus. 
Du bespanntest den schimmernden Wagen, 
Und deiner Sperlinge fröhliches Paar, 
Munter schwingend die schwärzlichen Flügel, 
Trug dich vom Himmel zur Erde herab. 
Und du kamst; mit lieblichem Lächeln, 
Göttliche! auf der unsterblichen Stirn, 
Fragtest du, was die Klagende quäle, 
Warum erschalle der Flehenden Ruf. 
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