Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

10. Die Reformation. 97 
Die Unterwerfung Norvdeutschlands. Der sächsische Kurfürst hatte 
zwar sein Land dem herzoglichen Vetter wieder entrissen, aber schon im 
nächsten Frühjahr rückte in Sachsen das Heer des Kaisers ein. Bei 
Mühlberg gelangten die Kaiserlichen durch eine Furt über die Elbe 
und schlugen das kleine kurfürstliche Heer ebenso rasch, wie entscheidend. 
Der Kurfürst wurde leicht verwundet und gefangen genommen. In 
der Wittenberger Kapitulation mußte er 1547 die Kurwürde und 1547 
den größereu Teil seines Landes seinem Vetter Moritz überlassen und 
blieb überdies Gefangener des Kaisers. Nur die thüringischen Besitzungen 
der älteren Linie behielten die Söhne Johann Friedrichs, deren Nach¬ 
kommen jetzt noch im Großherzogtum Sachsen und in den drei thüringischen 
Herzogtümern herrschen. Die Vermittelung der Kurfürsten von Sachsen 
und Brandenburg bewirkte sodann, daß auch der Landgraf von Hessen, 
Moritzens Schwiegervater, sich unterwarf und den Kaiser fußfällig um 
Gnade bat. Auch er wurde in Gefangenschaft gehalten. 
Das Interim (1548). Der siegreiche Kaiser gab 1548 auf dem 
Reichstage zu Augsburg im Interim (interim — inzwischen) eine vor¬ 
läufige Richtschnur des Glaubens, welche bis zur Entscheidung des Konzils 
gelten sollte. Von den Neuerungen Luthers blieb danach den Protestanten 
nur die Priesterehe und der Laienkelch. 
d) Der Rrligionsfriede;u Augsburg. 
Abfall des Kurfürsten Morih. Die Stadt Magdeburg weigerte 
sich, das Interim anzunehmen, und wurde deshalb in die Reichsacht 
erklärt. Mit der Vollstreckung beauftragte Karl V. den Kurfürsten 
Moritz von Sachsen, der sich fortgesetzt seiner Gunst erfreute. Aber 
dieser täuschte den vertrauensseligen Kaiser. Nachdem der Zweck seines 
Anschlusses, die Erhebung zum Kurfürsten, erreicht war, trat er gegen 
den Kaiser auf. Die fortgesetzte Gefangenhaltung seines Schwiegervaters 
erbitterte ihn. Das immer deutlicher zu Tage tretende Bestreben Karls V., 
Deutschlands Regierung monarchisch zu gestalten, bedrohte ihn mit einer 
Schmälerung seiner fürstlichen Gewalt. Auch lag ihm wohl daran, die 
Schmach des Verrats an der Sache des evangelischen Glaubens zu 
tilgen. Darum trat er 1552 mit mehreren deutsche« Fürsten und dem 
französischen Könige Heinrich II. zu einem geheimen Bündnis zusammen. 
Den Franzosen wurden für ihren Beistand die Bistümer und Reichs¬ 
städte Metz, Toul und Verdun zugesichert. Nachdem Moritz Magdeburg 
durch Stellung günstiger Bedingungen zur Unterwerfung gebracht hatte, 
brach er plötzlich mit seinem Heere nach Süddeutschland auf. Der Kaiser, 
der von dem gegen ihn geschmiedeten Verrate nichts wußte, lag in 
Dr. Stark u. Tschauder, Hilssbuch, I. Teil. n
	        
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