Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

10. Die Reformation. 
Die feige Flucht des Winterkönigs gab ganz Böhmen in die 
Gewalt des Kaisers. Harte Strafe traf die Häupter des Aufstandes. 
27 von ihnen büßten ihr Vergehen mit dem Tode, die übrigen mit dem 
Verluste ihrer Güter. Den Majestätsbrief zerschnitt der Kaiser und 
zwang alle Bewohner Böhmens und Mährens, zum Katholizismus 
zurückzukehren. Tausende zogen jedoch dem Glaubenswechsel die Aus¬ 
wanderung vor. — Die Schlesier blieben von solchen Maßregeln verschont. 
Nur Markgraf Johann Georg ward geächtet und verlor seine 
Besitzungen. 
Der Unterwerfung der Erblande folgte die Wiederherstellung des kaiser¬ 
lichen Ansehens im Reiche. Der Winterkönig wurde geächtet, sein Kurfürsten¬ 
tum von feindlichen Heeren besetzt. Die Union löste sich auf. Da traten 
drei Söldnerführer als Verteidiger der Sache des Winterkönigs auf: Graf 
Ernst von Mansfeld, Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach und - 
Herzog Christian von Braunschweig, der Administrator des Bistums Halber- 
stadt. Sie brachten eine neue Art der Kriegsführung auf. „Der Krieg 
mutz den Krieg ernähren" war ihr Grundsatz. Ihre Scharen lebten nur 
von Raub und Plünderung. Wo sie einfielen, da waren in kurzem blühende 
Gefilde in Wüsteneien umgewandelt. Fürchterlich hausten sie besonders in -/ 
den Bistümern am Rhein, bis Tilly herbeieilte und die wilden Scharen 
vernichtete. 
Die pfälzische Kurwürde und die Oberpfalz übertrug der Kaiser 
Maximilian von Bayern; Sachsen erhielt den Pfandbesitz der Lausitz. 
Dänisch-nicdersächsische Periode (1625—1629). Zum Schutze des 
protestantischen Bekenntnisses und zur Wiedereinsetzung des Kurfürsten 
von der Pfalz trat König Christian IV. von Dänemark auf. Als Herzog 
von Holstein zugleich deutscher Reichsfürst, gewann er auch die nieder¬ 
sächsischen Fürsten für sich. In Gemeinschaft mit ihnen begann er 1625 
den Kampf gegen den Kaiser. Holland und England unterstützten ihn 
mit Geld. Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig, die 
sich seit der Vernichtung ihrer Raubscharen in Holland aufgehalten hatten, 
erschienen mit neu geworbenen Truppen gleichfalls auf dem Kriegs¬ 
schauplätze. 
Um nicht ausschließlich auf den guten Willen des bayrischen Kur¬ 
fürsten angewiesen zu sein, war dem Kaiser eine eigene Truppenmacht 
wünschenswert. Eine solche in der Stärke von 20 000 Mann auf eigene 
Kosten aufzustellen, erbot sich ein kaiserlicher Oberst, namens Albrecht 
von Wallenstein (eigentlich Waldstein). 
Wallenstein stammte aus einer protestantischen Adelsfamilie Böhmens, 
verlor früh seine Eltern und ward in einer Anstalt der Jesuiten erzogen, 
wo er zum Katholizismus übertrat. Auf den Universitäten zu Altdorf (bei 
Nürnberg) und Padua erwarb er sich reiche Kenntnisse. Die Sterndeuterei 
war seine Lieblingsbeschäftigung. Nach seiner Rückkehr trat er in kaiserliche 
Kriegsdienste, bewährte sich während der böhmischen Unruhen als treuer
	        
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