Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

156 Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 
viel Offiziere, dahingerafft. Ein vollwertiger Ersatz war in dem kleinen 
Preußen weit schwerer zu beschaffen, als in den Großstaaten seiner Feinde. 
Darum mußte Friedrich vom Angriff absehen und sich auf die Ver¬ 
teidigung beschränken. Während er selbst den Österreichern gegenüber¬ 
stand, sollte der General von Wedell die Russen von den branden- 
bnrgischen Grenzen abhalten. Dieser wurde aber bei Kay (unfern 
Züllichan) von Saltikow geschlagen. Die längst erstrebte Vereinigung 
der Russen und Österreicher erfolgte nun, indem der österreichische General 
von Laudon zu Saltikow stieß. Friedrich eilte deshalb nach der Mark 
12. Aug. und griff am 12. August die vereinigte Macht der Feinde bei Knners- 
1759 dorf in der Nähe von Frankfurt a. d. O. an. Nach hartem Kampfe, 
in dem auch der als Dichter bekannte Major Ewald von Kleist tödlich 
verwundet wurde, wandten sich die Russen zur Flucht. Friedrich, der 
sie nicht bloß schlagen, sondern völlig vernichten wollte, schnitt ihnen die 
Rückzugslinie ab. Als er jedoch seine ermatteten Bataillone aufs neue 
gegen den Feind führte, erlahmte ihre Kampfeslust, und sie wankten. 
In diesem entscheidenden Augenblicke griff Laudon mit seiner noch frischen 
Reiterei in den Kampf ein. Da lösten sich die gelichteten Reihen der 
Preußen zur wilden Flucht. Vergeblich blieben alle Mahnungen des 
Königs, der selbst keiner Gefahr achtete. Feindliche Kugeln töteten ihm 
zwei Pferde unter dem Leibe, und eine andere prallte an einer goldenen 
Kapsel in seiner Westentasche ab. Als bereits alles verloren war, irrte 
er noch wie betäubt auf dem Schlachtfelde umher, bis ihn ein Offizier 
bewog, sich in Sicherheit zu bringen. — Da das preußische Heer völlig 
vernichtet war, lag die Hauptstadt des Staates schutzlos vor den Feinden. 
Aber diese waren uneins und verstanden ihren Sieg nicht zu benutzen. 
Die Russen hatten überdies so große Verluste erlitten, daß Saltikow 
seiner Kaiserin berichtete: „Noch einen solchen Sieg, und ich bringe die 
Botschaft davon mit dem Stabe in der Hand allein." Er glaubte, genug 
geleistet zu haben, und wartete nun auf Taten der Österreicher. So 
konnte Friedrich ungehindert die Versprengten sammeln und Verstärkungen 
an sich ziehen. Bald war er wieder im stände, gegen die Feinde das 
Feld zu halten. 
Der König wandte sich nun nach Sachsen. Dort hatte der preußische 
Befehlshaber von Dresden unter dem Eindruck der Kunersdorfer Nieder¬ 
lage sich ergeben, um die Besatzung und Kriegskasse zu retten. Bei dem 
Versuche, den wichtigen Platz wieder zu gewinnen, wurde der von Friedrich 
in den Rücken der Feinde gesandte General von Finck mit seiner Heeres¬ 
abteilung bei Maxen (in der Nähe von Pirna) gefangen genommen. 
Liegnih. Im Frühlinge des Jahres 1760 fiel Laudon in Schlesien 
ein und besiegte bei Landeshut nach tapferer Gegenwehr ein preußisches 
Korps, dessen Führer, der General von Fouque, schwer verwundet in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.