7. Friedrich Wilhelm III. 181
allersparsamste eingerichtet. Das entbehrliche Prunkgerät wanderte in
die Münze. Zahlreiche Domänen wurden verkauft. Die Geldnot des
Staates gab auch Anlaß zu der 1810 angeordneten Einziehung der
geistlichen Güter. Die „beschaulichen Orden" fanden dadurch in
Preußen ihr Ende, während diejenigen, welche sich mit Krankenpflege
und Unterricht der Jugend befaßten, bestehen blieben.
Die Erniedrigung Preußens durch den Tilsiter Frieden und die
diesem folgenden Jahre der Not wurden nach einer Richtung hin für
das Land zu einer Quelle des Segens. Die furchtbare Heimsuchung
brachte König und Volk zur Erkenntnis der Schäden des Staatswesens.
Man sah jetzt ein, daß die vom großen Friedrich und seinem Vater
geschaffenen Einrichtungen einer zeitgemäßen Neugestaltung bedurften.
Die Königin Luise schrieb damals ihrem Vater: „Es wird mir
immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist.
Die göttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustände ein, und
es soll eine andere Ordnung der Dinge werden, da die alte sich überlebt
hat und als abgelebt in sich zusammenstürzt. Wir sind eingeschlafen
auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, der Herr seines
Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir sind mit derselben nicht fort¬
geschritten, und deshalb überflügelte sie uns." Dem Könige Friedrich
Wilhelm III. gereicht es zu hohem Ruhme, daß er nach Erkenntnis der
Mängel seines Staates ungesäumt an ihre Abstellung ging.
Heeresreorganisation. Da durch den Krieg die preußische Armee
vernichtet worden war, mußte ihre Erneuerung die erste Sorge sein.
— Das Ersatzwesen wurde völlig umgestaltet. Alles Werben von
Ausländern hörte nämlich fortan auf, und das Heer bestand nur aus
ausgehobenen Inländern. Nicht mehr die Furcht vor Strafe, sondern
der Ehrtrieb sollte nächst der Vaterlandsliebe der Ansporn für den
Soldaten sein. Alle grausamen und entehrenden Strafen fielen deshalb
weg; körperliche Züchtigung ist seither im preußischen Heere nur bei
denen zulässig, die bereits wegen schändlicher Verbrechen in eine
besondere Strafklafse versetzt worden sind. Die Offiziersstellen wurden
jedem zugänglich. Der König ordnete über ihre Besetzung Folgendes
an: „Einen Anspruch auf Offizierstellen sollen von nun an in Friedens¬
zeiten nur Kenntnisse und Bildung gewähren, in Kriegszeiten ausgezeichnete
Tapferkeit und Überblick. Ans der ganzen Nation können daher alle
Individuen, die diese Eigenschaften besitzen, auf die höchsten Ehrenstellen
im Militär Anspruch machen. Aller bisher stattgehabte Vorzug des
Standes hört beim Militär ganz auf, und ein jeder hat, ohne Rücksicht
auf seine Herkunft, gleiche Rechte und gleiche Pflichten."
Die von Napoleon festgesetzte Beschränkung des preußischen Heeres
auf 42000 Mann vermochte nun die Schöpfung einer starken Truppen-