Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

11. Wilhelm II. 241 
die Liebe Seines Volkes gewonnen haben. Der Tugenden, die Ihn schmückten, 
der Siege, die Er auf den Schlachtfeldern einst errungen hat, wird dankbar- 
gedacht werden, so lange deutsche Herzen schlagen, und unvergänglicher Ruhm 
wird Seine ritterliche Gestalt in der Geschichte des Vaterlandes verklären." 
(Aus Kaiser Wilhelms II. Aufruf „An mein Volk!") 
11. Mlhelm II. (seit 1888). 
Jugendzeit. Unser Kaiser und König Wilhelm II. ward amn.Jan. 
27. Januar 1859 als ältester Sohn des damaligen Prinzen Friedrich 1859 
Wilhelm und seiner Gemahlin Viktoria zu Berlin geboren. Im „Neuen 
Palais" bei Potsdam verlebte er zumeist seine Jugendjahre. Wenn in 
Bornstedt, dem benachbarten Gute des Vaters, ein Kinderfest gefeiert 
wurde, beteiligte sich Prinz Wilhelm mit seinen jüngeren Geschwistern 
gern an dem frohen Treiben der Dorfjugend. Die Eltern waren bestrebt, 
dem dereinstigen Erben der Krone die vorzüglichste Erziehung zu geben. 
Mit sieben Jahren erhielt er in Professor Dr. Hinzpeter einen besonderen 
Erzieher. Unterstützt durch auserlesene Lehrer, förderte dieser die geistige 
und körperliche Entwickelung des wohl beanlagten Zöglings mit bestem 
Erfolge. Die wissenschaftlichen Unterrichtsfächer wechselten mit Übungen 
im Reiten, Schwimmen, Turnen und Exerzieren. Durch den Eifer, 
welchen er im letzteren betätigte, wurde der junge Prinz der Liebling 
seines Großvaters. Der Sitte des preußischen Königshauses entsprechend, 
ward er mit zehn Jahren als Gardeoffizier eingereiht. Vom 16. Lebens¬ 
jahre ab besuchte Prinz Wilhelm mit seinem jüngeren Bruder Heinrich 
die oberen Klassen des Gymnasiums zu Cassel. Willig unterwarf sich 
der zukünftige Kaiser den Vorschriften der Schulordnung und kam mit 
musterhaftem Fleiß den Anforderungen der Lehrer nach. So bestand er 
die Reifeprüfung in ehrenhafter Weise und erhielt eine von den drei 
Denkmünzen, mit welchen bei dieser Gelegenheit die würdigsten Abiturienten 
ausgezeichnet zu werden pflegten. An der Universität Bonn lag er hierauf 
durch zwei Jahre dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften ob. 
Nach Abschluß seiner Studien widmete sich Prinz Wilhelm dem 
Militärwesen, zu dem Pflicht und Neigung ihn in gleicher Weise 
hinzogen. Er war Soldat mit Leib und Seele. Mit Genauigkeit und 
Pünktlichkeit vollzog er die Befehle seiner Vorgesetzten. Kein Dienstzweig 
blieb ihm fremd. Anfangs stand er im I. Garderegiment zu Fuß; um 
sich aber auch mit dem Reiterdienst bekannt zu machen, trat er in das 
Gardehusarenregiment ein. Wiederholt erntete er Anerkennung von seiten 
seines kaiserlichen Großvaters und aus dem Munde des Prinzen Friedrich 
Karl, des berühmten Reiterführers. In der militärischen Rangordnung 
stieg er als Prinz bis zum Generalmajor auf. 
vr. Stark u. Tschauder, Hilsshuch, I. Teil. 1si
	        
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