Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

4. Das Frankenreich. 15 
konnte er 632 nach Mekka wallfahrten. Noch in demselben Jahre starb 
er und wurde in der von ihm erbauten Moschee zu Medina beigesetzt. 
Mohammeds Lehre. Die Religion der Araber führt den Namen 
Islam, d. H. gläubige Ergebung (in den Willen Gottes); ihre Bekenner 
heißen Moslems oder Muselmänner. Mohammed bezeichnete sich jedoch 
nicht als Stifter eiuer neuen Religion, sondern gab vor, nur die im 
Laufe der Jahrhunderte sehr entartete Lehre Abrahams wieder herzustellen. , 
Darum ließ er Moses und Christum auch als Gesandte Gottes gelten; 
sich selbst aber erklärte er für den größten Propheten. „Es ist nur ein 
Gott und Mohammed sein Prophet" ist sein wichtigster Glaubenssatz. 
Die Lehre Mohammeds, der selbst des Schreibens unkundig war, wurde 
von seinen Zuhörern ausgezeichnet und nach seinem Tode im Koran, dem 
heiligen Buche der Mohammedaner, gesammelt. Neben diesem besteht noch 
die Suuua, eine später aufgeschriebene mündliche Überlieferung, die jedoch 
nur von einem Teil der Moslems, den Sunniten, anerkannt wird, während 
die Schiiten, d. H. Andersdenkenden, sie verwerfen. Unter den Pflichten, 
die der Koran seinen Bekennern auferlegt, finden sich Beten, Fasten und 
Almosengeben. Mit lauter Stimme kündet der Ausrufer von dem Minaret 
der Moschee täglich fünfmal die Zeit des Gebetes an, bei dessen Ber¬ 
richtung die Gläubigen das Gesicht nach der Gegend von Mekka wenden. 
Wenigstens einmal im Leben muß jeder in die heilige Stadt wallfahrten. 
Die Fasten werden fehr streng gehandhabt. An keinem Tage des Fasten- 
monats Ramadhan darf der Moslem Speise zu sich nehmen, solange 
die Sonne am Himmel steht. Auch der Genuß von Wein und Schweine¬ 
fleisch ist im Koran verboten, Vielweiberei jedoch gestattet. Als das 
Gott wohlgefälligste Werk gilt die Ausbreitung des Islams unter den 
Ungläubigen. Da zudem der Prophet ein unabwendbares Schicksal 
(Kismet) lehrte und denen, die im heiligen Kriege fallen würden, ein 
Paradies voll sinnlicher Freuden verhieß, so ist es erklärlich, daß seine 
Anhänger mit Todesverachtung für den Koran fochten. 
Die Ausbreitung des Islams. Mohammed hinterließ keine Söhne. 
Von seinen Nachfolgern in der Würde des höchsten geistlichen und welt¬ 
lichen Oberhauptes der Moslems waren die ersten zwei seine Schwieger¬ 
väter, die nächsten zwei seine Schwiegersöhne. Sie führen den Titel 
Kalifen, d. h. Nachfolger. Mit Feuer und Schwert breiteten sie den 
Islam aus. Jerusalem erlag ihnen schon 637. Bis nach Kleinasien, 637 
dem Kaspischen Meere und dem fernen Indus drangen sie siegreich vor. 
Ihre Heere überschritten die Landenge von Snes und eroberten die 
Nordküste Afrikas bis zum Atlantischen Ozean. Im Jahre 711 setzten 711 
sie unter dem Feldherrn Tarik sogar über die Meerenge nach Spanien 
über. Ihr Sieg bei Jerez (chereß) de la Frontera bereitete dem morschen 
Reiche der Westgoten den Untergang. Ohne weiteren Widerstand wurde
	        
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