34 Aus der deutschen Geschichte.
hatte auf der Burg Kanossa eine sichere Zufluchtsstätte gefunden. Dort
erschienen die Gesandten Ottos, der um ihre Hand werben ließ. In
Pavia ward die glänzende Hochzeit gehalten. Berengar unterwarf sich dem
951 Deutschen Könige und erhielt das Königreich Italien als Lehen zurück.
Die Besiegung der Ungarn (955). Zahlreicher als je brachen die
Ungarn 955 in Bayern ein. Sie prahlten, ihre Rosse würden die
deutschen Flüsse austrinken und die deutschen Städte zerstampfen, und
sie rühmten sich, daß sie nichts fürchteten, wenn nicht der Himmel ein¬
stürze oder die Erde sie verschlänge. Bis zur Grenze Schwabens waren
sie vorgedrungen und belagerten Augsburg. Doch die Bürger leisteten
unter Führung ihres Bischofs, des hl. Ulrich, mannhaften Widerstand,
und rechtzeitig brachte Otto der hart bedrängten Stadt Rettung. Aus
dem Lechfelde kam es am 10. August, dem Tage des hl. Laurentius,
955 zur Schlacht. Der König tat das Gelübde, diesem Heiligen zu Ehren
in Merseburg ein Bistum zu errichten, wenn ihm Christus den Sieg
verleihe, und empfing mit all seinen Kriegern das heilige Abendmahl.
Darauf stellte er das Heer in Schlachtordnung, ermahnte die Seinen
noch einmal zur Tapferkeit und sprengte allen voran gegen die Feinde.
Wo er kämpfte, wallte das Reichsbanner mit dem Bildnis des hl. Erz¬
engels Michael, beschirmt durch eine auserlesene Schar von Jünglingen.
Des Königs Eidam Konrad sank, nachdem er wacker gestritten hatte,
von einem Pfeile in den Hals getroffen, auf den. blutigen Plan. Abend
ward es, als endlich die Ungarn sich zur Flucht wandten. Ihr Lager
fiel in die Hände der Sieger, und wie einst am Unstrutried, so wurden
auch hier alle Gefangenen befreit, alle Beute ward zurückgewonnen.
Zwei Tage lang verfolgten die Deutschen die Fliehenden. Allerorts
bereitete auch das ergrimmte Landvolk den Landbeschädigern den Tod.
Nie mehr haben seitdem die Ungarn einen Einfall in Deutschland gewagt.
Sie gaben allmählich ihr Nomadenleben auf und wurden durch ihren
König Stephan den Heiligen, der vom Papst den Ehrennamen „Apostolischer
König" erhielt, zum Christentum bekehrt.
Erwerbung der Kaiserwürde (962). Während Otto in Deutschland
durch die Kämpfe gegen innere und äußere Feinde in Anspruch genommen
wurde, vergaß Berengar seines Lehnseides. An den geistlichen und
weltlichen Würdenträgern, die einst von ihm abgefallen waren, übte er
grausam Rache und bedrohte selbst Rom. Auf Einladung des Papstes,
der ihm die Kaiserkrone anbot, zog Otto zum zweitenmal nach Italien.
Bei seiner Annäherung lief das Heer Berengars auseinander, und dieser
sah sich zur Flucht in eine seiner Burgen genötigt. Ohne Widerstand
zu finden, gelangten die Deutschen nach Rom. Am 2. Februar 962
962 ließ sich Otto vom Papste Johann XII. zum Kaiser krönen. Seit dieser