II. Werioöe.
Von der Übertragung des Kurfürstentums Branden-
bürg an die Hohenzollern bis zum Königtum.
1415—1701.
Erster Abschnitt. {
Das Kurfürstentum bis zur Erwerbung des
Herzogtums Preußen.*) 1415—1618.
Die Hohenzollern vor Besitz der Kurwürde.
§ 11. Die Stammburg der fürstlichen Familie von Hohen-
zollern krönt das Haupt des bei Hechingen gelegenen Zollerberges,
eine der westlichen Vorhöhen der Rauhenalp, zwischen Neckar und
Donau im Schwabenlande. Das edle Geschlecht, welches von dieser Burg
seinen Namen hat, wird zuerst genannt gegen Mitte des 11. Jahr¬
hunderts. Allem Anscheine nach sind die Burchadinger, die schon zur Zeit
Karls des Großen von Bedeutung waren und im 10. Jahrhundert
die Herzogsgewalt in Schwaben erwarben, ihre Vorfahren gewesen.
Aber erst, nachdem es das Amt eines Burggrafen in der kaiser-
lichen Burg zu Nürnberg erhalten hatte, trat es mehr in der Geschichte
hervor. Ein Friedrich von Zollern verheiratete sich nämlich mit
Sophie von Raabs, der Tochter des Burggrafen Konrad II., und
wurde nach deffen Tode nicht bloß der Erbe der reichen Familien-
güter desselben, sondern er erhielt von dem Kaiser Heinrich VI. 1192
auch die Nachfolge in der Burggrafenwürde zu Nürnberg. Die
Burggrafen von Nürnberg waren die Schirmvögte der großen Krön-
güter des Kaisers im Herzogtum Franken, führten die Dienstmannen
der Burg Nürnberg an, hatten den obersten Militärbefehl in Franken
und übten die kaiserliche Gerichtsbarkeit in Süddeutschland aus. Diese
einflußreiche Stellung, welche bald in der Familie erblich wurde,
*) Graf Stillsried-Alcantara, Dr., und Kugler, Dr. Die Hohenzollern und das deutsche
Vaterland. München, Bruckmann. Riedel, Geschichte des preußischen Königshauses.