60 Der Verlust der nationalen Selbständigkeit Griechenlands.
berühmteste des Altertums. Zu Ägypten gehörte längere Zeit auch
Palästina; später wurde dieses Land ein Teil Syriens.
Syrien beherrschten die Seleuziden. Von Antiochien aus geboten
sie auch über Mesopotamien und das ganze Hochland von Iran bis
zum Indus.
Mazedonien und Griechenland wurde zunächst von Antipater,
später von den Nachkommen des bei Jpsus geschlagenen Antigonus
beherrscht. Griechenland hatte nach dem Tode Alexanders vergebens
versucht, sich von der mazedonischen Herrschaft frei zu machen. Antipater
bezwang die Griechen und brachte sie in völlige Abhängigkeit von
Mazedonien. In diesen Wirren fand auch der große Redner Demosthenes
den Tod. Um seinen Häschern nicht lebend in die Hände zu fallen,
nahm er Gift.
Neben diesen drei großen Reichen bewahrten noch einige kleinere
ihre Selbständigkeit: Pontus, Bithynien und Pergamum. Alle diese
Länder wurden später eine Beute der Römer. iV,"* ^ . - / ;
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§ 25. Griechische Kunst und Wissenschaft im Zeitalter
Alexanders des Großen.
Die griechische Selbständigkeit war dahin, aber der griechische Geist
war im Morgen- wie im Abendlande in Kunst und Wissenschast noch
lange wirksam. Mittelpunkte der griechischen Wissenschaft wurden Athen
und Alexandrien; als Pflegestätten der Kunst erlangten Pergamum
und Rhodus hohen Ruhm. In Alexandrien erstand eine Stätte der
Wissenschaft in dem berühmten Museum, das auch die schon erwähnte
große Bibliothek barg. Hier wurde — nach jüdischer Legende von siebzig
jüdischen Gelehrten — jene berühmte griechische Übersetzung der kanonischen
Schriften des Alten Testaments geschaffen, die als Septuaginta
bekannt ist. Auch die Naturwissenschaften, die Geschichte und die Dicht-
kunst wurden in Alexandrien und in Athen gepflegt. Daneben blühten
die Baukunst, die Bildhauerei und die Malerei. Die Bauwerke jener
Zeit „zeigen vielfach einen Zug ins Gewaltige, Kolossale, ein Umstand,
der wohl auf die Einwirkung des Asiatischen auf die griechische Kunst
zurückzuführen ist". Als Wunderwerke des Altertums wurden gepriesen
der Leuchtturm auf der durch einen Damm mit Alexandrien verbundenen
Insel Pharus, der Koloß von Rhodus, eine etwa 35 Meter hohe
Bildsäule des Sonnengottes, und das gewaltige Grabdenkmal des
Mausolus, das die Königin Artemisia ihrem Gemahl in Halikarnaß
errichten ließ (Mausoleum). Skopas und Praxiteles waren ausge-
zeichnete Bildhauer (Niobegruppe, Aphrodite). Besondere Pflege fanden
die Künste in Rhodus und Pergamum. Einer der beiden Schulen entstammt
der „Apollo vom Belvedere", der rhodischen die berühmte Laokoon-
gruppe. Beide Kunstwerke befinden sich jetzt im Vatikan in Rom. In