Full text: Unsere Kaiser und ihr Haus

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Diese Gesinnung ermöglichte es, daß er auf friedlichem Wege 
ganz Deutschland einigte und dann die Waffen zum entscheidenden 
Schlage gegen die Reichsfeinde richten konnte. 
c) Einigung Deutschlands- 
Zunächst wandte sich König Heinrich I. gegen Burchard, den Her- 
zog von Schwaben. Obgleich dieser ein tüchtiger Krieger und Feldherr 
war, fürchtete er doch, daß er mit dem Könige nicht eine Schlacht be- 
stehen könne und ergab sich ihm mit allen seinen Burgen und Leuten. 
Der Köuig beließ ihn in der herzoglichen Gewalt über Schwaben und 
Elsaß, welches Land damals von Lothringen getrennt und mit Schwaben 
verbunden war. 
Nach diesem glücklichen Erfolge zog Heinrich nach Bayern gegen 
den Herzog Arnulf und belagerte diesen in seiner festen Stadt Regens- 
bürg. Da Arnulf sah, daß er nicht stark genug war, dem Könige zu 
widerstehen, öffnete er die Thore, zog hinaus zum Könige und unter- 
warf sich ihm mit seinem ganzen Herzogtum. Er wurde von Heinrich 
ehrenvoll empfangen und Freund des Königs genannt. — So berichtet 
Widnkind über diesen Zug. Nach einer andern Quelle*) rückte Arnulf 
dem Könige schlachtbereit entgegen. Vor dem Kampfe ließ ihn Heinrich 
zu einer Unterredung unter vier Augen einladen. Als der Herzog sich 
einstellte, redete er ihn mit folgenden Worten an: „Was widerstehest 
du thörichten Sinnes dem Willen des Herrn? Wisse, zum König be- 
ruft mich die Entscheidung des Volkes nur nach Christi Gebot. Wenn 
das Volk dich zum König wollte, würde kein anderer dies eifriger wün- 
sehen als ich." 
Nach diesen weisen Worten kehrte Arnulf zu deu Seinigen zurück 
und berichtete ihnen die Worte des Königs. Sie rieten ihm, sich diesem 
zu unterwerfen, wenn er ihm seine Macht und seine Herzogswürde und 
das Recht zugestehe, die Bistümer in Bayern zu besetzen. Heinrich 
willigte auch hierein, trotzdem die Vorfahren Arnulfs niemals solche 
Machtbefugnis besessen hatten. 
Zuletzt gelang es dem Könige auch, Lothringen, dessen Herzog sich 
beim Aussterben der Karolinger ganz dem Frankenreickie zugewandt 
hatte, mit seinem Reiche wieder zu vereinigen. Als im Frankenreiche 
ein blutiger Bürgerkrieg wütete und auch der Herzog Giselbert von 
Lothringen bedrängt wurde, rief dieser Heinrich I. über den Rhein zu 
Hilfe. So gewann der König Heinrich auch in Lothringen Einfluß, und 
bald unterwarf sich ihm der Herzog Giselbert vollends. Da verlobte 
ihm der König seine Tochter und fesselte ihn hinfort durch Verwandt- 
schaft wie auch durch Freundschaft an sich. — 
So hatte Heinrich I durch kluge Umsicht und Mäßigung die fünf 
Herzogtümer zu einem Reiche geeint. Man kann ihn deshalb den 
eigentlichen Begründer des deutschen Reiches nennen. 
*) Bischof Liudprand von Cremoria in seinem „Buch der Vergeltung." 
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