Full text: Unsere Kaiser und ihr Haus

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In Rom kam bald ein sehr bedeutender Mann auf den päpstlichen 
Stuhl, der sich das Lebensziel gesteckt hatte, die päpstliche Macht über die 
kaiserliche zu stellen. 
Für den jungen König, führte anfangs feine Mutter Agnes die Re- 
gieruug. Um sich unter den widerspenstigen Großen Freunde zu erwerben, 
verheiratete sie ihre Tochter an den schweizerischen Großen Rudolf von 
Rheinfelben und überließ ihm das Herzogtum Schwaben. Das benach¬ 
barte Bayern übertrug sie einem sächsischen Grafen, bem tapfern Otto von 
Norbheim unb Kärnthen an Berthold von Zähringen. Allein auch mit 
diesen großen Geschenken vermochte sie sich nicht auf die Dauer die Treue 
der Großen zu erkaufen. — 
Im Reiche riß bald Unordnung ein; „denn der König war ein Kind, 
die Mutter aber ließ sich als ein Weib von den Ratschlägen dieser und 
jener leicht bestimmen. Die Ersten am Hofe waren der Habsucht ergeben. 
Es fand dort niemand Gerechtigkeit in feinen Angelegenheiten ohne Geld; 
fo war kein Unterschied zwischen Recht und Unrecht." 
Zudem nahm die Unzufriedenheit der Fürsten mit dem Weiberregi¬ 
ment immer mehr zu. Endlich traten deshalb mehrere Fürsten, an deren 
Spitze der herrschsüchtige Erzbischos Anno von Cöln stand, zusammen und 
beschlossen, sich des jungen Königs und somit der Regierung zu bemächtigen. 
Als Heinrich 12 Jahre alt war, feierte feine Mutter das Psingst- 
fest zu Kaiferswerth am Rhein. Hier erschien auch Anno mit etlichen 
Verschworenen. 
„Eines Tages, nach einem heiteren Mahle, forderte der Erzbischos 
den jungen König auf, sein neues, prächtiges Schiff in Augenschein zu 
nehmen. Leicht überredete er dazu den unbefangenen Knaben. Als dieser 
aber das Fahrzeug bestiegen hatte und ihn diejenigen umringten, welche 
der Bischof als Genoffen und Helfer für feinen Anschlag bestellt hatte, 
erhoben sich rafch die Schiffer, ruderten mit angestrengten Kräften und 
trieben augenblicklich das Schiff in die Mitte des Stromes. Der König, 
außer Fassung gebracht und nicht anders denkend, als daß es auf fein 
Leben abgesehen sei, stürzte sich jählings in den Fluß. Die heftige Strö¬ 
mung hätte ihn schnell verschlungen,- wenn nicht Graf Ekbert, ihm nach¬ 
springend, den Gefährdeten mit eigener Gefahr dem Untergang entrissen 
und in das Schiff zurückgebracht hätte. Hierauf suchten sie ihn durch 
alle möglichen Schmeichelworte zu besänftigen und führten ihn nach Cöln, 
während die königliche Mutter klagend und weinend am llfer stand." 
(Lamberts Jahrbücher.) 
ß) Die Erziehung Heinrichs. 
In Cöln verblieb Heinrich unter der fehr strengen Obhut des Erz- 
bischoss Anno; derselbe leitete auch für den jungen König die Regierung. 
Da aber die andern Bischöfe auf feine Stellung eifersüchtig waren, setzte 
er fest, daß jeder Bischof, in dessen Sprengel der König sich eben zur Zeit 
aufhalte, für denselben die Reichsgeschäfte besorge. 
Die Kaiserin, überdrüssig der Welt und durch häusliche Unglücks¬ 
fälle gebengt, nahm den Schleier.
	        
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