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Zum Zeichen ihres Gelübdes ließen sie sich ein rotes Krenz auf ihr Ge-
wand heften. Hiervon erhielten sie den Namen „Kreuzfahrer" und die
Züge nach dem heiligen Lande den Namen „Kreuzzüge".
ß) Geginn.
Im Jahre 1096 machten sich über 100 000 Ritter und 300 000
Fußgänger zur Eroberung des heiligen Landes auf. Es waren Franzosen,
Normannen und Italiener. Die Deutschen konnten sich nicht an diesem
Zuge beteiligen, weil damals unglückselige Bürgerkriege ihr Land ver-
heerten. — Zum Zeichen, daß das Kriegsheer im Dienste der Kirche (des
Papstes) stand, hatte ein Vertreter des Papstes, ein französischer Bischof,
den Oberbefehl übernommen. Weltliche Anführer waren: der tapfere Gott¬
fried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, sein Bruder Balduin
von Flandern, BoenmNd von Tarent, Graf Raymund von Toulouse it. a.
Zwei Heerhaufen hatten die Zeit nicht abwarten können. Da es
ihnen an erfahrenen Führern und an Zucht fehlte, wurden sie aufgerieben,
ehe sie das heilige Land betraten. Der Hauptzug machte sich im Sommer
des Jahres 1096 auf den Weg. Dieser zog die Donau abwärts bis
Belgrad, dann nach Konstantinopel. Der griechische Kaiser ließ die Kreuz-
sahrer erst dann nach Klein-Asien übersetzen, als sie ihm gelobt hatten,
alle eroberten Gebiete ihm zu unterstellen; dafür wollte er sie aufs beste
unterstützen. Beide Teile hielten später ihr Versprechen nicht. Gleich in
Asien belagerten die Kreuzfahrer die feste Stadt Nicäa. Als sich die
Belagerten nicht länger halten konnten, pflanzten sie die griechische Fahne
auf ihren Türmen auf und waren so gerettet.
Wie die Christen dann mitten durch Kleinasien zogen, stellte sich
ihnen der Sultan von Jkoninm entgegen; doch in der Schlacht bei Dory-
länm 1097 wurde er von Gottfried glänzend besiegt.
y) Eroberung von Antiochien 1098.
Im folgenden Jahre zog Balduin von Flandern mit einem Teil
des Heeres an den oberen Enphrat und gründete hier die christliche Graf-
schaft Edefsa, während das Hauptheer nach Antiochien zog. Diese Stadt
mußten die Christen 8 Monate hindurch belagern. Da fand sich unter
der Besatzung ein Verräter. Boemund von Tarent bestach diesen, dafür
lieferte der Verräter ihm die drei Türme, die er befehligte, in die Hände.
Antiochien wurde ein christliches Fürstentum und fiel Boemund zu.
Plötzlich erschien vor den Mauern der eroberten Stadt ein großes
feindliches Heer des Sultans von Mofnl. Es umzingelte diese, sodaß
keine Nahrungsmittel hineingelangen konnten. Da geriet das christliche
Heer in große Not und Verzweiflung. Hieraus errettete sie die „heilige
Lanze". Ein Mönch, Peter Bartholomäus, fand vor dem Altar einer Kirche
eine Lanze verscharrt. Er gab vor, es sei diejenige, mit welcher dem
Herrn Jesus einst die Seite geöffnet worden wäre. Diese heilige Lanze be-
geisterte die Christen so, daß sie einen Ausfall machten und die Feinde in
die Flucht schlugen. Das Kreuzheer war gerettet.