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Tagen vom 10.—14. Februar große Verluste bei. Diese Schreckenstage
kosteten der schleichen Armee 15 000 Mann und 50 Geschütze. Ebenso
plötzlich wandte sich Napoleon sodann gegen die Hauptarmee und fügte
in zwei Gefechten auch dieser großeu Schaden zu.
Nach diesen Unfällen zeigte sich im Hauptquartier sogleich wieder
die alte Friedenslust. Beide Heere gingen zurück und vereinigten sich.
Inzwischen knüpfte man zu Chatillou mit Napoleon neue Friedensverhand-
lnngen an. Jetzt noch wollte man ihm die Rheingrenze zugestehen! Zu
Deutschlands Heil ging der durch die jüngsten Vorteile übermütig gewor¬
dene Napoleon nicht darauf ein; da endlich erneuerten die Verbündeten
ihre Koalition und steckten sich die Entfernung Napoleons vom französischen
Thron zum Ziel.
Blücher triumphierte, daß man ihm endlich die Erlaubnis zum Vor-
marsch auf Paris erteilt hatte. Er wandte sich abermals nach Norden
und besiegte nach seiner Vereinigung mit Bülow Napoleon am 9. und
10. März in der Schlacht bei Laon.
Schwarzenberg war auch wieder nach Norden vorgerückt und besiegte
Napoleons Marschälle am 25. Februar in der Schlacht bei Bar snr Aube.
Hier zeichnete sich der junge preußische Prinz Wilhelm durch solche Kalt¬
blütigkeit ans, daß ihm der russische Kaiser den St. Georgsorden und
sein Vater das eiserne Kreuz verlieh. — Am 20. und 21. März schlug
die Hauptarmee auch Napoleon selbst bei Arcis snr Aube. • Napoleon faßte
jetzt den kecken Plan, im Rücken der Feinde den Volkskrieg zu entflammen
und sich nach Süddeutschland zu werfen; doch zum Glück ließen sich
die Verbündeten nicht in ihrem Marsche auf Paris dadurch irre machen.
Nachdem sie am 25. März Marntont und Mortier bei La Fere Champe-
noise geworfen hatten, standen sie am 30. bereits vor den Thoren von
Paris. Hier hatten sich die geschlagenen Generale nochmals auf dem
Montmartre im Norden von Paris aufgestellt, um den Verbündeten den
Einmarsch in ihre Hauptstadt zu verwehren; jedoch nach blutigem Ansturm
(30. März) mußten sie denselben räumen. Am 31. März zogen der
russische Kaiser und unser König Friedrich Wilhelm, umgeben von ihren
siegreichen Feldherrn, in das heilige Paris ein. Dieselbe Menge, welche
noch vor einigen Tagen Napoleon begeistert mit dem Rufe: „vive l'emye-
reur!" zugejauchzt hatte, begrüßte jetzt mit großem Jubel die einziehenden
Verbündeten. Da ward das Schicksal Napoleons besiegelt.*) Nachdem
er durch einen Beschluß des Senats auf den Antrag Talleyrands der
Regierung entsetzt worden war, entsagte er am 11. April zu Fontainebleau
dem französischen Throne für sich und seine Erben. Man bewilligte ihm
dafür die kleine Jnfel Elba als unabhängiges Fürstentum, ließ ihm neben
dem Kaisertitel auch 400 Mann seiner alten Garde und jährlich zwei
Millionen Einkünfte. Seine Gemahlin, die sich von ihm trennte, erhielt
das Herzogtum Parma-Piacenza für sich und ihren Sohn, den König
von Rom.
*) Auch feine Feldherrn verließen ihn fast alle; nur Macdonald und Ber¬
trand blieben ihm treu, letzterer begleitete ihn sogar nach St. Helena.