Nun erst wußte der Greis, mit wem er es zu thun hatte. Als er
dem edlen Königspaare danken wollte, war es vom Fenster verschwunden. —
Im Frühjahr 1840 erkrankte der König. Er stand in seinem 70.
Lebensjahr. Schon am ersten Psingstseiertage, während sein Volk für
ihn in allen Kirchen betete, entschlummerte der von seiner Familie und
seinem Volke treu geliebte König.
Tod Friedrich Wilhelms III. von Gruppe.
„Es war die ernste, heil'ge Stunde,
Als brach des besten Königs Herz.
Die Sprache schon versagt dem Munde,
Es kämpft die Brust im letzten Schmerz.
Da öffnet er das Auge wieder,
Und sieh, er spricht mit leiser Kraft:
„Mich dürstet brennend! Sendet nieder
Nach einer Goldorange Saft!"
Und zwei der treuen Diener eilen,
Schon treten sie zur Pfort' hinaus;
Wer aber kann die Menge teilen,
Die dicht umdrängt das Königshaus?
Und als der Sterbende verlanget
Und nach dem Labsal wieder fragt,
Daß allen vor der Antwort banget,
Nimmt einer sich das Wort und sagt:
„O Herr, in stillgescharter Menge
Umsteht Dein Volk hier den Palast;
Hindurchzukommen durch die Menge,
Schwer ist es und unmöglich fast!
O Herr, es sind nicht müß'ge Schauer,
Die Liebe trieb sie zu Dir her;
O Herr, es steht Dein Volk in Trauer
Und ist kein Auge thränenleer."
Da atmete der König tiefer:
„Du hast mich, Gott, im Tod gelabt!"
Und schloß sein Aug', und sanft entschlief er —
Und wir, wir hatten ihn gehabt!"
Nach dem Wunsche des Verstorbenen wurde seine Leiche in Charlotten-
bürg neben seiner Luise beigesetzt. — Sein Sohn ließ am Beisetzuugs-
tage im ganzen Lande einen Trauergottesdienst abhalten. Zum Text be-
stimmte er: „Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn nach-
dem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche
Gott bereitet hat denen, die ihn lieben."
Wir schließen mit dem „letzten Willen" des verstorbenen Königs.
Dieses Schreiben an das preußische Volk hat Friedrich Wilhelm IV. bald
nach dem Tode seines Vaters veröffentlicht.