§ 34. Die glänzendste Zeit des Kaisertums unter den Hohenstaufen Friedrich I. und Heinrich VI. 9 ]
§ 34. Die glänzendste Aeit des Kaisertums unter den Hohenstaufen
Friedrich i. und Heinrich Tl.
Quelle: Lambeck I, Heft 8 und 9.
G. waitz: „Die Geschichte des deutschen Volkes zeigt nicht wie die anderer Völker
den regelmäßigen verlauf eines organischen Lebens: Wachstum, Blüte, Untergang. Mehr
als einmal scheint ein Nachlaß in der Entwicklung einzutreten, macht sich auch wirklich
ein verfall geltend; aber immer folgt dann eine neue (Erhebung, und nur als ein Zeichen
der Kraft und Lebensfähigkeit des deutschen Volkes ist es zu betrachten, daß dasselbe der¬
gestalt verschiedene Stufen durchlaufen hat."
1. Der Übergang des herrschertums von den Kranken und Sachsen zu den Schwaben.
vgl. Lehrbuch Bd. I, 5. 80—82.
a) Kaiser Lothars und König Ronrads III. erfolgloser Kampf gegen das
widerstrebende deutsche Fürstentum. Seit dem Aussterben der Karolinger hatte
die Krone im Stamme der mitteldeutschen Kranken und der niederdeut-
sehen Sachsen gewechselt. ITCit Lothar von Supplinburg, 1125—1137, dem Nach¬
folger der Billungen in dem sächsischen Herzogtums, kehrte sie noch einmal zu
den Sachsen zurück. Dann kam sie zum ersten Male zu dem oberdeutschen
Stamme der Schwaben. Mit der Erhebung des den Saliern verwandten
Hohenstaufen Konrad III. (aus dem Hause Büren), 1138—1152, blieben die
Fürsten ihrer am meisten gepflegten Gewohnheit getreu, den deutschen König
„nach dem Blute" zu wählen.
Die Kräfte Lothars und Konrads III. haben sich im Kampfe mit den
Feinden des Königtums verzehrt. Immer deutlicher zeigte es sich, daß der Besitz
nur eines Herzogtums für den von den anderen Fürsten verlassenen König nicht
genügte, den Trotz widerstrebender Fürstengruppen zu brechen.
Lothars zehnjähriger Kampf gegen Friedrich und Konrad von Hohenstaufen,
Heinrichs V. Neffen, die zu ihrem Herzogtum Schwaben die salischen Hausgüter
und die nach dem Tode der kaiserfeindlichen Markgräfin Mathilde von Heinrich V.
eingezogenen „Mathildischen Güter" (Toskana) geerbt hatten, flm Ende Aufhebung
der über die Brüder ausgesprochenen fleht, Wiedereinsetzung in ihr Herzogtum und Be¬
lassung im größten Teile ihres ererbten Besitzes.
(Ebenso erfolgloser Kampf Konraös III. gegen die IDelfen (Heinrich den Stolzen,
Schwiegersohn Lothars von Supplinburg, Herzog von Bayern und Sachsen, und dessen
Bruder weif). Verweigerung der Belehnung Heinrichs des Stolzen mit Sachsen. Em¬
pörung. Heinrichs Verlust auch von Bayern. Niederlage EDelfs bei IDeinsbetg 1140
(Sage!). Parteinahme des sächsischen Adels für Heinrich den Löwen, Heinrichs
des Stolzen Sohn. Dessen Belehnung mit Sachsen. Trotzdem Fortsetzung des Kampfes
durch weif.
Beiden Königen war es überdies versagt, durch Feldherrn- und diplomati-
fches Geschick den Mangel an militärischer Macht auszugleichen. Lothar war
dem Greisenalter nahe, als er den Thron bestieg, „haftiges Zugreifen und ver¬
zagtes Zurückweichen" kennzeichneten Konrads III. Politik.