Full text: Deutsche Geschichte und sächsische Landesgeschichte bis zum Ausgange des Mittelalters (Teil 5)

§ 17. Überblick über die Völkerwanderung 
37 
b) Zöderaten, d. s. vom römischen Staate gewonnene, meist im Stammesverbande auf- 
tretende freie Germanen, die gegen Gewährung von Wohnung und Nahrung dem 
Staate im Kriegsfalle sich als Hilfstruppen zur Verfügung stellten. 
(Über die Durchsetzung des römischen Heeres und Staates mit Germanen vgl. Lehrbuch 
Bö. I, S. 20. 22.) 
Dem Volte der Hunnen kam zunächst nur die Holle des ersten und auch nur 
zufälligen Anregers zu. Ihr Anteil an dem weltgeschichtlichen Prozesse, der sich 
im weiteren verlaufe der Völkerwanderung vollzog, beschränkte sich darauf, die 
germanischen Völker, die sie zur Kriegsgefolgschaft gezwungen hatten, in Be- 
wegung zu erhalten. Oer Ausgang der hunnenherrschaft nach Attilas Tode er¬ 
wies die gänzliche Unfähigkeit dieses Nomadenvolkes, auf europäischem Kultur- 
boden ein dauerndes Reich zu errichten. Ja, man darf wohl behaupten, daß dieses 
Volk sogar unfähig war, die westeuropäische Kultur zu vernichten. Seine Bedeu¬ 
tung darf also nicht überschätzt werden. 
Die Völkerwanderung beendet die Weltherrschaft des Hörnet- 
tu ms. Die Zertrümmerung des römischen Weltreiches ist eine ausschließlich 
germanische Tat. 
Wie in grauer Vorzeit die Kulturvölker des Orients, hierauf die 
Griechen und dann die Hömer, so erfüllen von der Völkerwanderung an die 
Germanen ihre weltgeschichtliche Mission. 
Sie verlegen zunächst den Schwerpunkt der Geschichte von den 
Handländern des ITTittelmeeres nach Mitteleuropa. Im weiteren ver¬ 
laufe geben sie aber durch das von ihnen regenerierte Homanentum und 
vornehmlich durchs Deutschtum der politischen und der Kulturentwicklung 
nicht nur (Europas, sondern allmählich der ganzen übrigen Welt, ihr Gepräge. 
Sie verhelfen gleichzeitig von der Völkerwanderungszeit an dem Christen¬ 
tums zu seinem Siegeszuge durch die Welt. 
Erben des früheren Landbesitzes dieser Germanen wurden an den Gestaden 
der Ostsee litauische Stämme („Preußen"), in Ostgermanien die Slawen, in 
Pannonien die mongolischen Atoaren. Die Slawen, von jeher Bewohner des 
rechten Weichselufers, setzten jetzt über den Strom und ergossen sich in langsamer 
Wanderung über das von den Heften der abgewanderten Stämme stellenweise noch 
dünn besiedelte Ostdeutschland, „ZTTauring aland", wie es die Germanen nannten, 
das Land wildwuchernder Grasnarbe, das noch bis ins 6. Jahrhundert hinein von 
den ausgewanderten Stämmen als Heimat und (Eigen betrachtet wurde. 
5. Der Anteil der Hunnen. 
4. Verlauf der Völkerwanderung. 
vgl. Lehrbuch Bö. I, S. 20—30 unö die unten folgenöen §§ 21—30. 
5. Folgen der Völkerwanderung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.