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Erster Zeitraum. Geschichte der Germanen
Unter Geiserichs schwachen Nachfolgern sank das wandalische Reich schnell von seiner
Machthöhe herab. Das Volk, vornehmlich der reichgewordene Hdel, verfiel in größte Üppigkeit.
Es ergab sich völlig den prickelnden Verführungen der römischen Überkultur und ging daran
zugrunde (Lamprecht, I). Sowohl Theoderich der Große wie der oströmische Kaiset
Justinian richteten ihre Blicke auf das Ivandalenreich. Nach Theoderichs Tode benutzte
Kaiset Zustinian eine Thronstreitigkeit, in deren Verlauf er von einer Partei um Hilfe an-
gerufen wurde, als Votwand zum bewaffneten Einschreiten. 533 wurde König (Mimer,
ein sentimentaler Schwächling (Brot—Schwamm — Harfe) nach tapferem Widerstände
der wandalischen Streitkräfte durch das germanische Soldheer des oströmischen Zeldherrn
Belisar gefangen genommen und nach Konstantinopel gebracht. Nordafrika wurde eine
oströmische Provinz.
, achen des Verfalls lagen auf sittlichem, auf sozialem und auf
staatlichem Gebiete.
Die Einführung des Christentums hatte dem seit Brutus' Zeit verderblich
um sich greifenden Sittenverfall im römischen Volke nicht Einhalt zu tun ver¬
mocht. Wahre christliche Frömmigkeit war diesem Volke ebenso fremd wie die
strenge Tugend eines dato. Die Verderbtheit war so allgemein, daß Rechtschaffen-
heit eines einzelnen Mannes Aufsehen, aber häufiger noch hämischen Zweifel oder
bissigen Spott erregte. Ein solches Volk war gänzlich ungeeignet und unfähig,
die Herrschaft über die damals bekannte Welt aufrecht zu erhalten.
Die sozialen Gegensätze waren im Laufe der Kaiserzeit immer größer
geworden. Oer Mittelstand, das wirtschaftlich kräftige und selbstbewußte
Bürgertum und der Stand der freien Gutsbesitzer, war fast verschwunden. „Arm
und Reich, senatoriale Geschlechter auf weiten Latifundien und landsuchende
Bettler standen sich gegenüber. Die Städte schrumpften ein, und weithin, kleine
Reiche bildend, erstreckten sich die geschlossenen Latifundien der Großen. Die
Stelle des unabhängigen Gutsbesitzers vertrat der durch kurzfristigen pachtver-
trag an die Scholle gebundene hörige Pächter. Unübersehbar war die Menge der
Sklaven in Stadt und Land. Diese hunderttausende kannten kein Nationalge-
fühl, keine Liebe zur Heimat. Ihnen war es auch gleichgültig, in wessen Händen
die Regierung des Landes lag. (Nach Lamprecht, I.)
lung von einem geistlichen Abgeordneten gemünzt, der gegen die rohe Zerstörungswut des
französischen Pöbels gegenüber Kirchen, Klöstern und anderem geistlichen Besitz protestierte,
dabei vermutlich aber gar nicht die Plünderung Horns, sondern die Verwüstungen der Wandalen
und Sueben auf ihrem Zuge durch Gallien im fluge hatte.
19. Der Untergang öes Weströmischen Kaisertums.
vgl. Lehrbuch Bd. I, S. 23. 28.
1. Der sittliche verfall.
2. Die sozialen Mißstände.