Neue Geschichte.
XVI. Reformationsgeschichte.
1. Luthers Leben bis 1517,
Eigene Aussprüche Luthers.
Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater, Großvater und Ahnherr sind
rechte Bauern gewest. Danach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und
allda ein Bergmann geworden.
Mein Vater ist ein armer Häuer gewest, die Mutter hat all ihr Holz
aus dem Rücken eingetragen, damit sie uns Kinder erziehen könnte. Sie haben
es sich lassen blutsauer werden.
Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich auch darüber aar
schüchtern wurde. Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh
und ward ihm gram, und es währte lange, bis er mich wieder zu sich
gewohnte. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen,
daß das Blut danach floß. Aber sie meinten es herzlich gut und konnten
nur die Geister nicht unterscheiden, danach man die Strafe abmessen muß
Denn man muß also strafen, daß der Apfel bei der Rute sei.
. ist jetzt von Gottes Gnaden alles also zugerichtet, daß die Kinder mit Lust
und Spiel lernen können, es seien Sprachen oder andere Künste oder Historien.
. Unsere Schulen sind nicht mehr die Hölle oder das Fegfeuer, darinnen
wir gemartert sind und doch nichts gelernt haben durch so viel Stäupen
Zittern, Angst und Jammer. Ich bin einmal an einem Vormittage fünfzehn¬
mal nacheinander gestrichen worden.
Verachte mir nicht die Gesellen, die vor den Türen den Brotreigen singen,
^ch bin auch ein solcher Partekenhengst (Kurrendeschüler) gewesen und habe
das Brot vor den Häusern genommen, sonderlich zu Eiseuach, in meiner lieben
Staot, wiewohl mich hernach mein lieber Vater mit aller Liebe und Treue
r e.r ?o^ti Schule zu Erfurt hielt und durch seinen sauren Schweiß und
Arbeit dahin geholfen hat, da ich hingekommen bin.
Da wir zu der Zeit, als in der Kirche das Fest von der Geburt Christi
gehalten wird, auf den Dörfern von einem Haufe zum andern gingen und
IS Ü!ert ^ttmme.n bte gewöhnlichen Psalmen vom Kindlein Jesu, geboren zu
Bethlehem, zu stngen pflegten, geschah es ungefähr, daß wir vor eines Bauern
Hof, so gar am Ende des Dorfes gelegen, kamen, und da uns der Bauer
pngen horte, kam er heraus und fragte mit groben, bäuerischen Worten, wo
wir waren, und sagte: Wo seid ihr Buben? und brachte zugleich etliche
durste mit, tue er uns geben wollte. Wir aber erschraken vor den Worten
10*