Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

Das Mittelalter. 
I. Lampf der Römer mit den Deutschen 
1. Cäsars Bericht über die Germanen. 
Julius Cäsar, Gallischer Krieg. Lateinisch. Übersetzung nach A. Richter, Quellen¬ 
buch. Leipzig 1888. S. 1. Während des Eroberungskampses in Gallien drang Cäsar 
zweimal (55 und 53j über den Rhein. In den Auszeichnungen über seine eigenen Erleb¬ 
nisse erzählt er auch, was er bei den Germanen beobachtet und durch Nachforschungen bei 
den Galliern oder reisenden Kaufleuten erfahren hat. 
Jagd und kriegerische Übung füllt das Leben der Germanen aus. Schon 
von klein aus gewöhnen sie sich deshalb an harte Strapazen und üben ihre 
Ausdauer. 
Wenig beschäftigen sie sich mit Ackerbau; der größere Teil ihrer Nahruug 
besteht aus Milch, Käse und Fleisch. Auch hat keiner Ackerland von bestimmtem 
Umfange oder überhaupt eigenen Grundbesitz, sondern die Häupter des Volkes 
und die Fürsten teilen auf ein Jahr den Stämmen und Sippen, wie sie 
zusammengetreten sind, Acker zu, in dem Umfange und an dem Orte, wie 
es ihnen angemessen erscheint. Und nach Ablauf des Jahres zwingen sie die¬ 
selben, an eine andere Stelle überzugehen. Viele Gründe führen sie für diesen 
Brauch an: man wolle verhindern, daß die Gewöhnung an ein seßhaftes 
Leben dazu verführe, die Lust am Kriege mit der Bebauung des Bodens zu 
vertauschen, daß jemand weit ausgedehnten Landbesitz zu erwerben trachte und 
die Mächtigeren die Armeren aus ihrem Besitz verdrängten. Auch sollte man 
nicht, um sich vor Kälte und Hitze zu schützen, die Häuser sorgfältiger bauen. 
Habgier nach Geld, in deren Gefolge Parteiungen und Zwist einhergehen, 
sollte dadurch verbannt sein, der gemeine Mann sollte in Zufriedenheit er¬ 
halten werden, wenn er sähe, daß bei dieser Sitte sein Besitz dem des Mäch¬ 
tigsten gleich stünde. 
_ Als ein hohes Lob gilt es für die Völkerschaften, um ihr Gebiet herum 
weithin alles Land zu verwüsten und von einer Einöde umgeben zu sein. 
Sie glauben, es sei „ein Zeichen männlicher Tatkraft, wenn die Nachbarn, 
vertrieben von ihren Ackern, in die Ferne zögen, und niemand in ihrer Nähe 
sich anzusiedeln wage. Zugleich glauben sie durch eine solche Maßregel ge¬ 
sicherter zu sein und nicht einen plötzlichen Überfall befürchten zu müssen. 
Rüstet sich eine Völkerschaft zum Kampfe, sei es zum Angriff oder zur Ab¬ 
wehr, dann wählt sie einen Herzog, der den Krieg leiten soll. In seiner 
Hand liegt die Gewalt über Leben und Tod. Im Frieden dagegen hat sie 
fein gemeinsames Oberhaupt, sondern die Fürsten der Landschaften und Gaue 
sprechen unter den Ihrigen Recht und schlichten den Zwist. Dem Raube 
Quellen-Lesebuch. i a
	        
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