Full text: Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren (Teil 3)

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Denn allen ist jetzt aufgegangen 
Der @tem, der Nationen Glück. 
6. Des Kaisers Wonn' ist uns gegeben, 
Wie ihm im Könige von Rom, 
Drum soll der große Kaiser leben 
Mit uns, wie Gott im Himmelsdom. 
8. Drum hoch soll unser Vater leben, 
Der gütige Napoleon, 
Auch unsre Mutter, die gegeben 
Das Herl den Völkern in dem Sohn. 
9. Ein dreimal Hoch im Iubeltone 
Am Feste der Dreieinigkeit 
Hall' zu des Vaters Sternenthrone, 
Der seinen Geist dem Sohne weiht. 
XXV. Die Befreiungskriege. 
1. Untergang der französischen Armee. 1812. 
Christian Martens, Vor fünfzig Jahren. Tagebuch meines Feldzugs in Rußland. 
Stuttgart 1862. Der Verfasser war württembergischer Offizier. + 1882. Gekürzt. 
6. Nov. Der Grund zu den folgenden namenlosen Leiden wurde an diesem 
Tage von der Natur gelegt. Die Witterung nahm eine furchtbare Wendung, der 
Himmel verfinsterte sich, schwere Wolken senkten sich tief herab, und der seit zwei 
Tagen eingetretene Regen ging in anhaltendes Schneegestöber über. Große 
Scharen von Krähen flogen mit dem Sturm daher und warteten auf den Augen¬ 
blick, über die Leichname herfallen zu können. Bald nach dem Aufbruch am 
frühen Morgen gelangten wir durch das zerstörte Städtchen Dorogobus, eine 
Notbrücke brachte uns über den Dnieper. Gegen Abend fuhr die Wagenburg 
beim Dorfe Pnewa auf. In welchem Zustande sich aber die unglücklichen Ver¬ 
wundeten hier befanden, vermag ich kaum zu schildern. Da lagen sie gleich ein¬ 
geschneiten Toten auf den russischen Wägelchen, mehrere wurden als völlig tot be¬ 
funden und in den Schnee heruntergeworfen, der nun ihr Grab wurde. Anfangs 
bezeichnete ein Schneehügel die Stelle, wo der Tote lag, aber bald war jede Spur 
in der unabsehbaren Schneewüste verschwunden. 
15. Nov. Früh am Morgen scheuchte uns der verzweifelte Ruf: les Cosakes, 
les Cosakes! vom Strohlager auf, und alle rüsteten sich zum äußersten Wider¬ 
stände. Ich erbot mich nachzusehen, und kaum hatte ich das Schneefeld erreicht, 
als ich schon eine Anzahl Kosaken das Dorf umschwärmen sah. Eilends zu 
unsrer Scheuer zurückgekehrt, fand ich diese verlassen; die ganze Gesellschaft hatte 
die Flucht ergriffen. 
Doch ein französischer General fuhr in seiner Droschke an mir vorüber, ich 
raffte mich auf, ergriff die Feder dieses leichten Fuhrwerks und erhielt dadurch 
die beste Hilfe. Der General schrie, loszulassen, ich hörte aber nicht, und so 
konnte ich, wiewohl im höchsten Grade erschöpft, mit ihm die Straße erreichen, 
wo die Kosaken mit Flintenschüssen empfangen wurden. Schnell hatte man eine 
Wagenburg gebildet, die dem Angriff widerstand. 
24. Nov. Diesen Morgen beschlossen unsere Generale, ihre Packwagen wegen
	        
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