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8. Bekehrung Chlodowechs zum Christentume. 496.
Gregor von Tours, Zehn Bücher fränkischer Geschichte. Lateinisch. Übersetzung
nach A. Richter a. a. D. S. 18. Gregor (| 594) stammte aus einer vornehmen römischen
Familie in Frankreich und war Bischof in Tours.
Die Königin Chlotilde ließ nicht ab, in ihren Gemahl, den König
Chlodowech, zu dringen, daß er den wahren Gott bekenne und von den
Götzen ablasse. Aber aus keine Weise konnte er zum Glauben bekehrt werden,
bis er endlich einmal mit den Alemannen in einen Krieg geriet. Da zwang
ihn die Not, zu bekennen, was sein Herz vordem verleugnet hatte. Als die
beiden Heere zusammenstießen, kam es zu einem gewaltigen Blutbade, und
Chlodowech war nahe daran, völlig vernichtet zu werden. Als er das sah,
erhob er seine Angen zum Himmel, sein Herz wurde gerührt, seine Augen
füllten sich mit Tränen, und er sprach: „Jesus Christus, Chotilde sagt, du
seiest der Sohn des lebendigen Gottes, Hilfe sollst du den Bedrängten, Sieg
denen geben, die ans dich hoffen; demütig beuge ich mich vor dir und erflehe
deinen mächtigen Beistand. Gewährst dn mir jetzt den Sieg über diese meine
Feinde, uud erfahre ich so jene Macht, die das Volk, das deinem Namen sich
weiht, an dir erprobt zu haben rühmt, so will ich au dich glauben und mich
taufen lassen auf deinen Namen. Denn ich habe meine Götter angerufen,
aber sie haben mich, wie ich nun erfahren, mit ihrer Hilfe verlassen. Ich
meine daher, ohnmächtig sind sie, da sie denen nicht helfen, die ihnen dienen.
Dich rufe ich an, und ich will an dich glauben, wenn du mich den Händen
meiner Widersacher entreißest."
Da Chlodowech solches gesprochen hatte, wandten sich die Alemannen und
begannen zu fliehen; und als sie sahen, daß ihr König gefallen war, ent¬
schwand ihnen der Mut ganz. Sie unterwarfen sich der Macht Chlodowechs
uud sprachen: „Laß, wir bitten dich, nicht noch mehr des Volkes umkommen,
denn wir sind schon die Deinen!" Da tat Chlodowech dem Kampfe Ein¬
halt, brachte das Volk in seine Gewalt und kehrte in Frieden heim. Der
Königin aber erzählte er, wie er Christi Namen angernfen und so den Sieg
gewonnen habe.
Da ließ die Königin heimlich den Bischof von Rheims, den heiligen
Remigius, rufen und bat ihn, er möchte das Wort des Heils dem König
zu Herzen führen. Da ging der Bischof zu dem Könige und drang in ihn,
er solle an den wahren Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde,
glauben und den Götzen den Rücken kehren, die weder ihm noch andern helfen
könnten. Der König aber sprach: „Gern höre ich dich, heiligster Vater, aber
eins macht mir noch Bedenken. Das Volk, das mir folgt, wird nicht dulden,
daß ich seine Götter verlasse. Aber ich will hingehen und mit dem Volke
sprechen nach deinem Worte." Als er nun mit den Seinigen sich beriet, riefen
sie alle einmütig: „Wir verlassen, o König, die sterblichen Götter und sind
bereit, dem unsterblichen Gotte zu Metten, den Remigius predigt."
Solches wurde dem Bischof gemeldet, und dieser befahl hocherfreut, das
Taufbad zu bereiten. Mit bunten Teppichen wurden die Straßen behängt,
mit weißen Tüchern die Kirche geschmückt; das Taufbecken wurde in Orduuug
gebracht, Wohlgerüche verbreiteten sich, hell schimmerten die brennenden Kerzen,
und der ganze Raum um das Taufbecken war von Duft und Wohlgeruch
derart erfüllt, daß alle, die zugegen waren, meinten, sie seien in das Paradies