6
Dedo von Wettin: »indem er einsah, daß der alte Feind, der von
jenem Orte schon durch die Einrichtung des Gottesdienstes ziemlich
vertrieben w.ar, durch die Gegenwart des heilbringenden Holzes
(des in Silber eingefaßten Stück Holzes vom Kreuze Christi), durch
welches er schon einmal triumphicend besiegt worden, um so kräfti¬
ger bekämpft werde.« —
Bereits in den Jahren 12—9 vor Chr. Geb. soll der römische
Feldherr Drusus auf seinen Heereszügen in Deutschland auf der
Höhe des Petersberges und auf einem nahen Hügel zwei Tempel
des Mars und der Bellona erbaut haben. Jedoch ist dies keines¬
wegs bewiesene Thatsache.
Die herrlichste, bewundernswertheste und interessanteste Ruine
war (vor dem Neubau der jetzigen Kirche) die eigentliche St. Pe-
trikircke, die über 8700 Q -Fuß Flächenraum bedeckte und im
byzantinischen Styl in Kreuzesform erbaut war. Es war diese
Kirche eine Pfeilecbasilike mit viereckigen, auf den Ecken mit Halb¬
säulen besetzten Pfeilern. Der Styl des Chorbau's (1207) war ein¬
fach, großartig und kräftig und machte einen herrlichen Eindruck.
Die Verzierungen der Pfeiler, Bogen und Wölbungen gaben Zeug¬
niß von großer technischer Fertigkeit, und die Genauigkeit der Zu¬
sammenfügung war staunenerregend. Das Innere der Kirche mußte
jedenfalls prächtig gewesen sein.
Zu dieser St. Petrikirche führten 5 Eingänge, von denen noch
zwei bis zur Neuzeit vortrefflich erhalten waren. Da der Kreuzungs¬
punkt des Kirchendaches wahrscheinlich ein Thürmchen trug, so hat
man auch dem Neubau, der so viel als möglich ganz nach dem
Muster des alten ausgeführt worden ist, ein zierliches Thürmchen
zugefügt. Wahrscheinlich hing auf dem frühern Thürmchen das
Kloster- und Betglöckchen. Die größeren Glocken trug der noch
heute vorhandene, aber beim Neubau ausgebaute und mit einem
Dache versehene, 90 Fuß hohe Westthurm, der 4 Stockwerke und
14 Schalllöcher zählte.
Den Haupteingang zum Kloster bildete ein Thor an der Südost¬
ecke; außerdem befand sich noch eine Pforte neben dem Thurme,
die in einen Kreuzgang führte; nach Andern sollen zwei Thore vor¬
handen gewesen sein: das Schulthor im O., das Schafthor im W.
Die mit einem Thurme gezierte Pro b stei stand mit der Bade-und
der Krankenstube in Verbindung. Südlich vom Kloster lag das
Hospiz (domus hospitum), dessen Ruinen noch heute vorhanden
sind, die später, bis zum Neubau der jetzigen Kirche, die Glocken
trugen.
Westwärts vom Hospiz lag das Schlafhaus, von dem keine
Spur mehr vorhanden ist. Von dem der Kirche gegenüberliegenden
Klosterhause ist noch das ganze Untergeschoß vorhanden. Das
Provianthaus, östlich gelegen, war ein sehr geräumiges Pfeiler-