Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten (Teil 1)

Otto I.: Erwerbung der Kaiserkrone: Sein Tod. Der Einfluß Italiens. 49 
bis Regensburg. Hier wurden nach strengem Gerichte viele vornehme 
Ungarn an den Galgen gehängt. Nur sieben Mann, so erzählt die Sage, 
ließ der siegreiche König mit abgeschnittenen Nasen und Ohren nach 
Ungarn zurückkehren, damit sie dort von ihrer schmählichen Niederlage 
erzählten. Otto gab Gott die Ehre für den Sieg, indem er mit seinem 
Heere in festlichem Zuge zu allen Kirchen der Stadt zog. Seitdem hatte 
Deutschland Ruhe vor den Ungarn; nicht lange nachher (um 1000) be¬ 
kehrten sie sich auch zum Christentums. 
f. Erwerbung der Kaiserkrone; sein Tod. Otto zog zum zweiten Male 
nach Italien, weil er vom Papste um Hilfe angerufen wurde. Er besetzte 
Mailand, erhielt hier die eiserne Krone der Lombardei und vereinigte 
dies Land mit dem Deutschen Reiche. Dann zog er als Bundesgenosse 
des Papstes in Rom ein und wurde hier mit seiner Gemahlin Adelheid 
in der Peterskirche zum römischen Kaiser gesalbt und gekrönt. Seit- 96 
dem galt der deutsche König als erster Herr der Christenheit; das Deutsche 
Reich aber hieß „Heiliges römisches Reich deutscher Nation". Als 
Otto gegen Ende seines Lebens am Grabe seiner Eltern zu Quedlinburg 
einen glänzenden Reichstag abhielt, erschienen daselbst Gesandte aus Rom, 
Konstantinopel und dem Dänenkönige, der Böhmenherzog und der Herzog 
von Polen, selbst die Ungarn sandten Geschenke. Da mahnte ihn der 
Tod des getreuen Hermann Billing an die Vergänglichkeit alles Irdischen. 
Er reiste nach Memleben; hier, wo sein Vater die Augen geschlossen 
hatte, sollte auch er ein rasches Ende finden. Während eines Gottes¬ 
dienstes sank er matt zusammen. (973.) Im Dome zu Magdeburg ruht 
Otto I., der glänzendste und mächtigste unter den alten deutschen Kaisern, 
der einzige derselben, welchen die Nachwelt mit dem Namen „der Große" 
geehrt hat. 
g. Der Einfluß Italiens. Die Nachfolger Ottos vermochten die hohe 
Stellung, zu der er das deutsche Volk und dessen König emporgehoben 
hatte, nicht zu behaupten. Vor allem mußte der Glanz der Kaiserkrone 
mit schweren Opfern erkauft werden: fast jeder deutsche König zog nach 
Süden, um sich das „ferne Welschland" zu sichern und die Krone aus 
der Hand des Papstes zu empfangen. Aber Taufende deutscher Krieger 
mußten dem Schwerte der Italiener und den Seuchen erliegen. Und doch 
blieb Italien ein unsicherer Besitz. Andere Völker — Griechen (Oströmer), 
Saracenen und Normannen — bestritten den Deutschen das Land; vor 
allem aber machten die Italiener selbst die Kaiserpläne zunichte. 
Dennoch ist die Verbindung mit Italien von bleibender Bedeutung 
geworden; denn Italien war für die deutschen Männer fast eine fremde 
Welt. Die höhere Bildung der Italiener spornte die Deutschen zur Nach- 
eiferung an; insbesondere aber wurden die beiden Länder auf Jahrhunderte 
durch einen blühenden Handel verbunden, der damals fast ganz in den 
Händen der Italiener lag. Durch diesen Verkehr wurde der Grund zu 
Hoffmeyer u. Hering. Lehrbuch f. d. Geschichtsunt. I.Teil. 10. Aufl. 4
	        
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