Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten (Teil 1)

52 Gregor VII. 
bürg bei Goslar, Heinrichs Lieblingssitz. Da von diesen Burgen aus 
das fränkische Kriegsvolk manche Gewalttat in der Umgegend verübte, 
reizte Heinrich den ganzen Stamm der Sachsen gegen sich auf, welche 
durch diese Zwingburgen ihre alte Freiheit bedroht sahen. Der Haupt- 
seind Heinrichs war der Bayernherzog Otto von Northeim, auch ein 
Sachse, der beschuldigt wurde, dem Könige nach dem Leben getrachtet 
zu haben; dies wollte der Ankläger durch einen Zweikampf beweisen. Otto 
stellte sich nicht zum Zweikampf; daher ächtete ihn Heinrich und verlieh 
Bayern dem jungen Welf. Als Otto sich unterwarf, erhielt er die Freiheit 
zurück; seinen Freund Magnus aber, den Sohn des Sachsenherzogs, 
behielt Heinrich gefangen zurück. Deshalb geriet das ganze Sachsenvolk in 
Bewegung. Otto von Northeim stellte sich an die Spitze der Mißvergnügten. 
Fürsten und Bauern des Sachsenlandes gelobten einander Beistand, und 
60000 Sachsen standen in wenigen Tagen vor der Harzburg, in der 
sich Heinrich befand. Kaum gelang es diesem, mit einigen Vertrauten in 
dunkler Nacht zu entkommen. Ein Jäger aus der Umgegend führte den 
kleinen Zug durch das rauschende Dickicht, und erst am Rheine fand 
Heinrich Sicherheit. Dort halfen ihm die Städte, besonders das treue 
Worms. Trotzdem mußte er in die Forderung der Sachsen willigen, daß 
die Burgen in ihrem Lande niedergerissen werden sollten. Als aber die 
sächsischen Bauern auch die schöne Kirche in Brand steckten und die 
Gräber entweihten, waren alle rechtlich denkenden Menschen empört, und 
die Fürsten wandten sich Heinrich wieder zu. Das ganze Reichsheer 
wurde aufgeboten. An der Unstrut schlug Heinrich die Sachsen (1075); 
8000 derselben sollen an diesem Tage getötet worden sein. Dann durch- 
zog er das Sachsenland mit Feuer und Schwert und stellte die zerstörten 
Burgen wieder her. 
c. Gregor VII. Nachdem Heinrich die Sachsen besiegt hatte, war 
sein Ansehen in Deutschland wiederhergestellt; da ließ er sich in einen noch 
viel schwereren Kampf ein, in einen Kampf mit dem Papste. Um diese 
Zeit saß Gregor VII. (früher Hildebrand genannt) auf dem päpstlichen 
Stuhle. Schon als Ratgeber des Papstes gewann er so großen Einfluß, 
daß er in Wirklichkeit die römische Kirche beherrschte. Sein Streben ging 
dahin, die Kirche zu bessern, sie von allem weltlichen Einstufst zu be¬ 
freien und den Papst über alle Herrscher der Erde zu erheben. Einst 
schrieb er: „Die Welt wird durch zwei Lichter gelenkt, durch die Sonne, 
das größere, und durch den Mond, das kleinere. So ist die päpstliche 
Macht die Sonne, die kaiserliche der Mond. Denn wie dieser sein Licht 
von jener hat, so sind Kaiser und Könige und Fürsten nur durch den 
Papst, weil dieser durch Gott ist. Also ist die Macht des römischen 
Stuhles größer als die Macht der Throne." Als Hildebrand selbst zum 
Papste gewählt wurde, ging er an die Ausführung feines großartigen 
Planes. Zunächst erneuerte er das Verbot der Simonie (S. 50).
	        
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