84 Friedrich Wilhelm III. 
Freiheiten wurden dem Volke fast alle wieder genommen. Bald darauf 
wählte 'bie cisalpinische Republik Napoleon auch^zum Könige von 
Italien. Zu Mailand setzte er sich die eiserne Krone der Lombarden 
mit den Worten aufs Haupt: „Gott gab sie mir; wehe dem, der sie 
berührt!" 
9. Friedrich Wilhelm III. 
(Bis zu den Freiheitskriegen.) 
1) Friedrich Wilhelm und Luise. 
Friedrich Wilhelm III. war der Sohn Friedrich Wilhelms II. Seine 
erste Jugendzeit fällt noch in die Zeit ^riedricks des Großen, der m 
dem Knaben eine große Liebe hegte. Emst sprach erzu ihm: „Es 
tvarM^röße^ a üf"D ich'; ich füfäpte, Du wirst einmal einen schweren 
Stand haben. Wache über unsere Ehre und unfern Ruhm; begehe keine 
Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine." Das üppige Leben am Hose 
seines Daters war dem Prinzen aufs äußerste zuwider; feine Erzieher 
gewöhnten ihn frühzeitig an Sparsamkeit. Als Familienvater erzählte 
er spater seinen Kindern! „Ich er^Tetfzlf meinem Geburtstage ein Reseda- 
Töpfchen, sechs Dreier an Wert, und wollte mein Hofmeister mir etwas 
zu gute thun, so ließ er mir für einen Groschen Kirschen geben." Später 
erhielt er zu seinem Adjutanten den Hajor^von^Köckeritz, einen Mann 
von großer Wahrhaftigkeit',' der aber nie im Kriege gefochten hatte und 
nichts so sehr als Ruhe und Frieden wünschte. Wegen seiner sonst vor¬ 
trefflichen Eigenschaften^MMm'^lefer Mann auch für spätere Zeiten, die 
ein entschlossenes Handeln verlangten, großen Einfluß auf den künftigen 
König. An persönlichem Mut fehlte es diesem nicht: in dem Kriege 
gegen die französische Revolution eroberte er an der Spitze eines Bataillons 
das Dorf Kossheun und wurde von feinem Vater auf der eroberten 
Schanze umarmt; auch stand er bei^ der^ Belagerung von Verdun im 
Feuer. Aber auf dem Rückzüge, der dem preuUfcheN Heere" 12 000 Mann 
kostete, lernte er' M'Menv des Krieges in furchtbarer Weife kennen, 
und dieses Bild prägte sich "semer (Beete tief ein. 
Auf dem Feldzuge des Jahres ,1793 sah Friedrich Wilhelm seine 
künftige Gemahlin Luif^e zum erstenmälT^Sie war am 10. März 1776 
zu Hannover geboren? wo ihr Vater, der Herzog Karl von Mecklenburg- 
Strelitz, damals englisch-hannoverscher Feldmarschall war. Meund ihre 
Schwester Friederike galten für die beiden schönsten FürstentöchterVeuksch- 
lands. DerKronprinz verlobte sich. mit Luise und sein mit 
Friederike; am heiligen Abend (1793) fand die Hochzeit des kronpnnz- 
lichen Paares statt. Als Luise in Berlin einzog, zeigte sich ihre leutselige 
Weise gleich bei dem fröhlichen Empfange des Volkes. Eine Schar 
weißgekleideter Mägdlein begrüßte sie festlich, und eins derselben über¬ 
reichte ihr einen Myrtenkranz und sprach dabei einige niedliche Verse. 
Da neigte sich Luise und küßte es herzlich. Weil dies aber gegen die 
Hofsitte verstieß, sagte die Oberhofmeisterin in vorwurfsvollem Tone:
	        
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