Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

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Griechische Geschichte. 
einzelt. Wie ein Riegel schliefst Kreta das Ägäische Meer ab; 
Lesbos, Chios, Samos und Rhodos begleiten die Küste Asiens; 
Euböa zieht sich längs der Ostküste Griechenlands lang dahin; 
an seiner Westküste ist Ithaka als die Heimat des Odysseus be¬ 
kannt. 
Der Reichtum der Küstengliederung, der innige Zusammen¬ 
hang des griechischen Landes mit dem Meere wies die Bewohner 
frühzeitig auf Seefahrt und Seehandel hin und regte sie an, in 
der Fremde Wohnsitze zu suchen und Kolonien zu gründen, 
wenn sie in der Heimat nicht mehr Platz fanden. Auf der Ost¬ 
seite ist die Gliederung stärker als auf der Westseite. Dieser Um¬ 
stand wies die Griechen nach den Küsten Yorderasiens hin. 
2. Gliederung der Oberfläche und Naturerzeugnisse. 
Ebenso reich wie die Gliederung der Küsten ist die Gliede¬ 
rung der Oberfläche. Griechenland ist vorwiegend Gebirgs- 
land. Die Gebirge, am höchsten im Olymp, dem Götterberg, zu 
3000 m ansteigend, durchsetzen das Land zum Teil fächerartig und 
zerschneiden es in zahlreiche kleine Gebiete. 
Dieser Umstand hat zur Folge, dafs die einzelnen Stämme 
und deren Teile voneinander abgesondert blieben. Dem griechi¬ 
schen Volke fehlte die staatliche Einheit. Meistens bildete jede 
Stadt mit ihrer Umgebung auch einen selbständigen Staat. Nur 
Lakonien und Attika waren Einheitstaaten, jenes unter seiner 
Hauptstadt Sparta, dieses unter der Hauptstadt Athen (§ 4). 
Obwohl die zwischen den Gebirgen liegenden Thalkessel durch 
Flüsse bewässert sind und es auch nicht an einigen fruchtbaren 
gröfseren Ebenen fehlt, erforderte die Bebauung des steinigen 
Bodens angestrengte Arbeit, —- anders als in den tropischen 
Ländern, wo die Natur dem Menschen mühelos ihre Gaben in 
den Schofs wirft und ihn so zur'Schlaffheit verleitet. Die Eichen-, 
Eschen-, Tannen- und Buchenwaldungen lieferten das Holz zum 
Schiffsbau und zur Verfertigung des Hausrats; vortrefflich gediehen 
Oliven, Feigen und Wein; dagegen brachte der steinige Boden 
nicht genug Getreide hervor, um die Bewohner zu ernähren, die 
deshalb auf die Einfuhr aus fremden Ländern angewiesen waren. 
Auch die Yiebzucht war mühsam. Auf den Abhängen der Ge-
	        
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