125.
IV. Brandenburg unter den zehn ersten Hohenzollern.
29
3. Unterricht der Mädchen. Über Mädchenschulen sind wemg
Notizen vorhanden. Von einer festen Besoldung ist keine Rede. Die
Stadt stellte ein Hans und überließ es der Lehrerin, zu versuchen, ob
.sie von dem Schulgeld und etwaigen freiwilligen Leistungen der Eltern
existieren konnte.
4. Hochschulen. Die Hochschule zu Frankfurt an der Oder1) wurde
von Johann Cicero in Angriff genommen und im Jahre 1506 von
Joachim I. eröffnet. Die neue Universität war bald von 1000 Schulern
besucht. ^ r r -p"l
Daß vor der Reformation in den Städten Schulen gewesen sind,
geht aus der Ordnung von 1573 selbst hervor. Diese Schulen waren
kirchliche Einrichtungen und wurden von Geistlichen gehalten. Der
Orden der Zisterzienser, der von den Anhaltinern besonders begünstigt
wurde, ist kein Schulorden, sondern ein Orden, der sich mit Boden-
knltur aus unfruchtbaren Stätten befaßt. Da das höhere Schulwesen
meist von den Klöstern gepflegt wurde, stand die Mark m dieser Be-
ziehnng hinter andern deutschen Ländern zurück.
§ 125. Die Stellung der Kurfürsten )ur Religion.
1. Friedrich I. war ein frommer Mann. In den Hussitenkriegen
riet er dem Kaiser Sigismund stets zur Milde und Versöhnlichkeit, in¬
dem er unumwunden aussprach, daß geistige Kämpfe nicht mit Kriegs-
Waffen ansgefochten werden könnten. Von seinen letzten Lebenstagen
wird berichtet, daß er in steter Erinnerung des Todes Christi lebte und
bis zu seinem Ende im Gebete verharrte.
2. Friedrich II. Paarte Gottesfurcht mit den kräftigsten Herrscher-
tilgenden. Tm? fflrimhmtß der S chw an-en^es^IIsAaft, die Gründung
eines zu Stendal und einer neuen Pfarrkirche zu Cölln an der
Spree bezeugen seine fromme Gesinnung.
3. Joachim I. blieb bei der Glaubenstrennung der alten Lehre treu,-
doch ließ er sich trotz seiner Abneigung gegen die Reformation zu eigent-
lichen Verfolgungen gegen die Evangelischen nicht hinreißen.
4. Joachim II. trat, dem Einflüsse des Bischofs von Brandenburg,
Matthias von Jagow, folgend, am 1. November 1539 zum Augsbur-
aisckien Bekenntnis über. Die Bevölkerung hing zum größten Teil be¬
reits der Lehre Luthers an. Der Kurfürst hielt den Bruch mit der
katholischen Kirche nicht sür unwiderruflich. Art den König von Polen,
der ihm wegen seines Übertrittes Vorwürfe machte, schrieb er, es sei
keineswegs seine Absicht, sich von der allgemeinen christlichen Kirche zu
trennen. Nur schreiende Mißbräuche wolle er in der Kirche abstellen
und notwendige Verbesserungen einführen. Sei es doch von allen
!) Quellenbuch S. 146.