Joseph Freiherr von Eichendorff.
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1. Es steht ein Berg in Feuer,
In feurigem Morgenbrand,
Ünd auf des Berges Spitze
Ein Tannenbaum überm Land.
167. Morgengruß.
2. Und auf dem höchsten Wipfel
Steh' ich und schau' vom Baum,
O Welt, du schöne Welt du,
Man sieht dich vor Blüten kaum!
168. Abendlandschaft.
1. Der Hirt bläst seine Weise, 2. Nur hinter jenem Hügel
Von fern ein Schuß noch fällt, Noch spielt der Abendschein —
Die Wälder rauschen leise O, hätt' ich, hätt' ich Flügel,
Und Ströme tief im Feld. Zu fliegen da hinein!
169. Lockung.
. Hörst du nicht die Bäume rauschen 2. Kennst du noch die irren Lieder
Draußen durch die stille Rund'? Aus der alten, schönen Zeit?
Lockt's dich nicht, hinabzulauschen Sie erwachen alle wieder
Von dem Söller in den Grund, Nachts in Waldeseinsamkeit,
Wo die vielen Bäche gehen Wenn die Bäume träumend lauschen
Wunderbar im Mondenschein, Und der Flieder duftet schwül
Und die stillen Schlösser sehen Und im Fluß die Nixen rauschen —
In den Fluß vom hohen Stein? Komm' herab, hier ist's so kühl.
170. Nachts.
Ich steh' in Waldesschatten, 2. Von fern nur schlagen die Glocken
Wie an des Lebens Rand, über die Wälder herein,
Die Länder, wie dämmernde Matten, Ein Reh hebt den Kopf erschrocken
Der Strom, wie ein silbern Band. Und schlummert gleich wieder ein.
3. Der Wald aber rühret die Wipfel
Im Traum von der Felsenwand.
Denn der Herr geht über die Gipfel
Und segnet das stille Land.
vv“ —
171. Mondnacht.
Es war, als hätt' der Himmel 2. Die Luft ging durch die Felder,
Die Erde still geküßt, Die Ahren wogten sacht,
Daß sie im Blütenschimmer Es rauschten leis die Wälder,
Von ihm nun träumen müßt'. So sternklar war die Nacht.
3. Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.