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Von Rudolf von Habsbnrg bis zur Kirchentrennung,
§79
§ 79. -Spanien und Portugal.
A. Spanien.
1. Entstehung christlicher Reiche. Im Jahre 711 waren die Araber
in die Pyrenäenhalbinsel eingedrungen und hatten die Bevölkerung fast
ganz unterworfen. Sie wurden vielfach Mauren genannt, weil sie aus
Marokko, dem alten Mauretanien, herübergekommen waren. Nur in
den nördlichen Provinzen behaupteten sich die christlichen Westgoten.
Von hier aus unternahmen diese den Befreiungskrieg, der beinahe acht
Jahrhunderte dauerte. Der berühmteste Held dieser Kämpse ist der
Cid. Aus den wiedereroberten Gebieten wurden kleine christliche Reiche
gebildet. Die bedeutendsten derselben waren Kastilien, Araaonien
und Navarra.
2. Vereinigung der christlichen Reiche. Im Jahre 1469 vermählte
sich der König von Aragonien, Ferdinand der Katholische, mit
Jsabella, der Erbin der Krone von Kastilien. Diese Verbindung
sührte die Vereinigung der ganzen christlichen Macht in Spanien herbei.
Im Jahre 1492 fiel Granada, die letzte Besitzung der Mauren. Abu
Abdallah, der letzte maurische Herrscher, floh, und auf seinem Palaste,
der berühmten Alhambra, wehte die Fahne der christlichen Sieger.
Ferdinand der Katholische duldete in seinen Staaten keine andere
Religion als das Christentum. Deshalb gab er den Befehl, daß die
Mauren und die Inden entweder christlich werden oder das Land ver-
lassen sollten. Die meisten wanderten ans) viele nahmen äußerlich den
christlichen Glauben an, blieben aber heimlich der Religion ihrer Väter
treu. Wurde dies bekannt, so verfielen sie als Ketzer meistens dem
Feuertode.
B. Portugal.
1. Entstehung Portugals. Die mittelalterliche Geschichte Portugals
ist der Spaniens ähnlich. Der König Alfons IV. von Kastilien hatte
das Gebiet des heutigen Königreichs Portugal den Mauren abgenommen
und mit der Hand seiner Tochter dem Herzog Heinrich von Burgund
als selbständige Grafschaft übertragen. Diese erhielt den Namen Portu-
ealia von dem Hasen (portus) Caln an der Mündung des Dnero, dem
heutigen Porto. Heinrichs Sohn wurde nach einem glänzenden Siege
über die Mauren (1139) zum Könige ausgerufen. Er eroberte Lissabon
und verlegte dorthin seine Residenz.
2. Aufschwung Portugals. Einer seiner Nachfolger ist König
Johann, der von 1383—1433 regierte. Er setzte nach Afrika über
uud eroberte die Stadt Ceuta. Sein Sohn ist der berühmte Prinz
Heinrich der Seefahrer. Dieser gab die Anregung zu den Länder-
entdecknngen und Handelsunternehmungen, durch die Portugal sich in
kurzer Zeit zum ersten Handelsstaate Europas emporschwang.