Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 (Teil 2)

Die Reformation der Kirche. — Der dreißigjährige Krieg. 221 
sich hauptsächlich auf österreichische und spanische Hilfe. Eine Veranlassung 
zum Kampfe sollte sich bald finden. 
D. Der Mevesche Erbfolgeftveit. Im Jahre 1609 starb immltch 
Herzog Johann Wilhelm Von Jülich, Kleve, Berg, Mark, Ravens- 
berg und Ravenstein ohne Kinder; da sein Vater bei semer Ver¬ 
mählung mit Ferdinands Tochter vom Kaiser die Vergünstigung erlangt 
hatte, daß seine Länder beim Erlöschen des Mannesstammes auch in weib- 
licher Linie vererben sollten, mußte ihm seine Schwester folgen. Die 
älteste hatte sich mit dem Herzog Albrecht II. Friedrich von Preußen 
vermählt, war aber bereits, ohne Söhne zu hinterlassen, verstorben; ihre 
älteste Tochter war die Gemahlin des Kurfürsten Johann Sigismund 
von Brandenburg, der sofort begann, das Erbe anzutreten. Da trat auch 
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. aus einer evangelischen Linie 
des Hauses Wittelsbach, als Sohn fcer zweiten, noch lebenden Schwester 
des verstorbenen Herzogs mit Erbansprüchen auf, ebenso der Kurfürst von 
Sachsen, sowie die dritte und vierte Schwester des Herzogs; der Kaiser 
aber wollte das Land als eröffnetes Lehen einziehen und sandte seinen 
Bruder als Statthalter dorthin. Deshalb einigten sich der Kurfürst und 
der Pfalzgraf: sie nahmen das Land vorläufig in gemeinsame Verwaltung 
(1609) und wandten sich um Hilfe gegen den Kaiser und die Liga an 
die Union, Frankreich, England und Holland. Heinrich IV. (S. 218) war 
bereit, die Führung der Feinde Habsbnrgs zu übernehmen; er unterhandelte 
mit England und Holland, rüstete und wollte eben zur Armee abgehen, 
um selber den Oberbefehl am Rhein zu übernehmen; da traf ihn der 
Dolch des Mörders (1610). Dadurch ward der drohende große Kampf 
abermals vertagt; doch ward der kaiserliche Statthalter vertrieben und das 
Land den beiden evangelischen Bewerbern zurückgegeben. Da entzweiten 
diese sich. Wolfgang Wilhelm trat, um die Hilfe der Liga zu gewinnen, 
zur katholischen Kirche über und heiratete Maximilians Schwester. Johann 
Sigismund aber wandte sich aus innerer Überzeugung dem reformierten 
Bekenntnis zu (1613) und konnte nun um so sicherer auf die Unterstützung 
der Niederländer rechnen. Doch zum Kriege zwischen den beiden Neben- 
buhlern kam es nicht, sondern im Vertrage zu Tanten am Rhein 1614 
teilten sie sich das Erbe in der Weise, daß Wolfgang Wilhelm Jülich 
und Berg, Johann Sigismund dagegen Kleve, Mark, Ravensberg 
und Ravenstein (zwischen Nymwegen und Hertogenbosch) erhielt. 
2. per böhmische Krieg. 
a. Ausbruch des Krieges. Inzwischen war Rudolf, erbittert über 
seinen Bruder Matthias, der ihm zuletzt auch noch Böhmen entrissen 
hatte, 1612 gestorben. Matthias (1612 — 1619) wollte es weder mit
	        
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