fullscreen: Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main

— 218 — 
regiert; er und sie nahmen dadurch auch alle Verantwortung auf 
sich; die Untertanen hatten bloß zu gehorchen. Es fehlte ihnen 
darum der Unternehmungsgeist. Dieser sollte in den Bürgern 
geweckt werden durch die Selbstverwaltung der Städte. Im 
Jahre 1808 erließ der König eine neue Städteordnung. Noch 
heute bildet diese Einrichtung die Grundlage der 
öffentlichen Ordnung in den preußischen Städten. Der 
Staat führt nur die Oberaufsicht. Die Bürger wählen ans ihrer Mitte 
Stadtverordnete, welche die Bürgerschaft in allen Angelegenheiten 
vertreten und die Gemeindelasten verteilen müssen. Ihr Amt ist ein 
Ehrenamt. Die Stadtverordneten wählen den Magistrat, der die 
Beschlüsse ausführt. Für die Stelle des Bürgermeisters kommen 
drei Bewerber in Vorschlag, von denen der König einen auswählt. Auch 
der Bürgerstand hatte nun Veranlassung, mit Lust und Liebe für das 
Gemeinwohl zu sorgen. 
e) Die allgemeine Wehrpflicht. Friedrich der Große hatte 
gesagt: der friedliche Bürger soll es nicht merken, wenn Krie g ist; 
der ist lediglich Sache des Königs. Jetzt hieß es: gewiß soll es 
der Bürger merken, wenn Krieg ist; er soll selbst mit hinaus- 
ziehen, das Vaterland zu verteidigen. So ward die allgemeine 
Wehrpflicht eingeführt. 
Die Neuordnung des Heeres übernahm der Krie gsmin ist er 
Scharnhorst. Dieser war ein hannoverscher Bauernsohn. Weil er schon 
als Knabe große Freude an militärischen Übungen hatte, nahm ihn der 
Graf Wilhelm von Schaumburg in seine Militärschule auf. 
Wegen ausgezeichneter Kenntnisse wurde er später Lehrer an der Kriegs- 
schule zu Hannover und kam dann in preußische Dienste. In unschein- 
barer Kleidung ging Scharnhorst daher, den Kopf gesenkt, die tiefen 
Augen ganz in sich gekehrt. In dem schlichten, anspruchslosen Manne 
vermuteten die Franzosen gor nicht den „Waffenschmied der deutschen 
Freiheit". 
Scharnhorst wollte ein Heer schaffen, in welchem jeder aus 
Vaterlandsliebe und Ehrgefühl seine Pflicht tat. Bisher 
füllten meist geworbene Ausländer die Reihen der preußischen Armee, und 
die einheimischen Soldaten entstammten den niedrigsten Volksklassen. Jetzt 
hörte das Werben im Auslande aus, und jeder kräftige und ge- 
sunde Sohn Preußens war für die Zukunft zum Kriegs- 
dien st e verpflichtet. Seit dieser Zeit ist in Preußen die allge¬ 
meine Wehrpflicht ein Grundgesetz des Staates. Alle entehren- 
den Strafen wurden für immer abgeschafft. Jeder Soldat 
konnte nun ohne Rücksicht ans seine Herkunft Offizier werden. Bald 
war es wieder eine Ehre, des Königs Rock zu tragen. 
Weil das stehende Heer nur 42 000 Mann stark sein durfte, bildete 
man die Rekruten rasch aus und entließ sie dann, damit neue an ihre
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.