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regiert; er und sie nahmen dadurch auch alle Verantwortung auf
sich; die Untertanen hatten bloß zu gehorchen. Es fehlte ihnen
darum der Unternehmungsgeist. Dieser sollte in den Bürgern
geweckt werden durch die Selbstverwaltung der Städte. Im
Jahre 1808 erließ der König eine neue Städteordnung. Noch
heute bildet diese Einrichtung die Grundlage der
öffentlichen Ordnung in den preußischen Städten. Der
Staat führt nur die Oberaufsicht. Die Bürger wählen ans ihrer Mitte
Stadtverordnete, welche die Bürgerschaft in allen Angelegenheiten
vertreten und die Gemeindelasten verteilen müssen. Ihr Amt ist ein
Ehrenamt. Die Stadtverordneten wählen den Magistrat, der die
Beschlüsse ausführt. Für die Stelle des Bürgermeisters kommen
drei Bewerber in Vorschlag, von denen der König einen auswählt. Auch
der Bürgerstand hatte nun Veranlassung, mit Lust und Liebe für das
Gemeinwohl zu sorgen.
e) Die allgemeine Wehrpflicht. Friedrich der Große hatte
gesagt: der friedliche Bürger soll es nicht merken, wenn Krie g ist;
der ist lediglich Sache des Königs. Jetzt hieß es: gewiß soll es
der Bürger merken, wenn Krieg ist; er soll selbst mit hinaus-
ziehen, das Vaterland zu verteidigen. So ward die allgemeine
Wehrpflicht eingeführt.
Die Neuordnung des Heeres übernahm der Krie gsmin ist er
Scharnhorst. Dieser war ein hannoverscher Bauernsohn. Weil er schon
als Knabe große Freude an militärischen Übungen hatte, nahm ihn der
Graf Wilhelm von Schaumburg in seine Militärschule auf.
Wegen ausgezeichneter Kenntnisse wurde er später Lehrer an der Kriegs-
schule zu Hannover und kam dann in preußische Dienste. In unschein-
barer Kleidung ging Scharnhorst daher, den Kopf gesenkt, die tiefen
Augen ganz in sich gekehrt. In dem schlichten, anspruchslosen Manne
vermuteten die Franzosen gor nicht den „Waffenschmied der deutschen
Freiheit".
Scharnhorst wollte ein Heer schaffen, in welchem jeder aus
Vaterlandsliebe und Ehrgefühl seine Pflicht tat. Bisher
füllten meist geworbene Ausländer die Reihen der preußischen Armee, und
die einheimischen Soldaten entstammten den niedrigsten Volksklassen. Jetzt
hörte das Werben im Auslande aus, und jeder kräftige und ge-
sunde Sohn Preußens war für die Zukunft zum Kriegs-
dien st e verpflichtet. Seit dieser Zeit ist in Preußen die allge¬
meine Wehrpflicht ein Grundgesetz des Staates. Alle entehren-
den Strafen wurden für immer abgeschafft. Jeder Soldat
konnte nun ohne Rücksicht ans seine Herkunft Offizier werden. Bald
war es wieder eine Ehre, des Königs Rock zu tragen.
Weil das stehende Heer nur 42 000 Mann stark sein durfte, bildete
man die Rekruten rasch aus und entließ sie dann, damit neue an ihre