Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

10 Einleitung. 
sonnenjahr, erst Julius Cäsar ging zu dem reinen Sonnenjahr über. Er 
gab den Monaten ihre jetzige Länge und bestimmte, daß alle 4 Jahre 
ein Tag eingeschaltet werden sollte, so daß ein Jahr durchschnittlich zu 
365y4 Tag gerechnet wurde. Da seine wirkliche Länge aber nur 365 Tg. 
5 Std. 48 Min. 48 Sek. beträgt, so blieb der „Julianische Kalender" 
hinter der wirklichen Zeit zurück. Diese Abweichung betrug im 16. Jahr¬ 
hundert 10 Tage; deshalb bestimmte Papst Gregor XIII. 1582, daß 
man einmal 10 Tage und in Zukunft alle 400 Jahre 3 Tage ausfallen 
lassen solle, so daß die Jahre 1600, 2000, 2400 2C. wohl, die Jahre 
1700, 1800, 1900, 2100 ?c. nicht Schaltjahre sein sollten. Dieser Gre- 
gorianische Kalender, der „neue Stil", wurde in Italien, Spanien und 
Portugal sofort eingeführt, indem man 1582 vom 4. auf den 15. Oktober 
überging. Im folgenden Jahre nahmen ihn die Katholiken Deutschlands 
an, die Protestanten wiesen ihn zurück, weil er vom Papste kam; erst 
1700 wurde er in den protestantischen Ländern eingeführt. Die Russen 
rechnen noch heute nach dem Julianischen Kalender. 
Um in der anfangs- und endlosen Reihe von Jahren ein einzelnes 
angeben zu können, bedarf man einer Ära, d. i. einer Jahresrechnung 
vor- und rückwärts von einem festen Punkte aus. Die jetzt im ganzen 
Abendlande übliche christliche Zeitrechnung, die als Ausgangspunkt die 
Geburt Christi annimmt, ist zuerst (532) von dem Mönch Dionysius an- 
gewandt; vorher und auch noch lange nachher bestimmte man die Jahre 
nach der Regierungszeit der Herrscher. So thaten auch die Römer zur 
Kaiserzeit; früher bezeichneten sie die Jahre nach ihren Konsuln, oder 
zählten von der Gründung ihrer Stadt ab (753 v. Chr.). Die Griechen 
faßten je vier Jahre zu einer Olympiade (§ 24 b) zusammen, deren erste 
776 v. Chr. begann. Die Mohammedaner beginnen ihre Zeitrechnung 
mit der Flucht Mohammeds (622 n. Chr.), die Juden mit der Erschaffung 
der Welt, nach ihrer Rechnung 3761 v. Chr. Die Franzosen zählten 
1793 bis 1805 von der Stiftung ihrer Republik ab (22. September 1792). 
Einige Ereignisse von großartiger Bedeutung und Personen von 
hervorragender Wirksamkeit bestimmen das Leben der Mit- und Nachwelt; 
indem sie sich aus der Umgebung herausheben, teilen sie die Geschichte 
in Perioden oder Zeitalter. Man spricht von einem Zeitalter des 
Perikles, Alexanders des Großen, der Reformation, der Revolution u. f. w. 
Im Mittelpunkte der ganzen Geschichte steht Jesus Christus; die Zeit 
vor ihm bereitete sein Kommen vor, und die Zeit nach ihm arbeitet an 
der Verwirklichung seiner Lehren. Von seiner Geburt ab zählen wir die 
Jahre; sie zerlegt die geschichtliche Zeit in zwei große Teile: in die Zeit 
vor Christo und in die Zeit nach Christo. Gebräuchlich ist auch die 
Einteilung der geschichtlichen Begebenheiten in drei Hauptabschnitte, welche 
durch den Untergang des weströmischen Reichs (476 n. Chr.) und durch
	        
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