Zweite Periode. — Thebens Vorherrschast. 89
c. Schlacht bei Mantinea. Als auch die peloponnesischen Staaten
die drückende Herrschaft Spartas abwarfen, beschloß Epaminondas einen
Kriegszug gegen die Stadt Sparta, „deren Frauen noch nie den Lager-
rauch eines feindlichen Heeres gesehen hatten". Argeer, Eleer und Ar-
kadier schloffen sich ihm an; aber sie vermochten die Stadt nicht zu er-
obern. Um Sparta dauernd zu schädigen, gaben die Thebaner den Ar-
kadiern und Messeniern ihre Freiheit wieder. In Arkadien wurde die
Hauptstadt Megalöpolis (b. i. große Stadt) gegründet, und die beglückten
Messenier bauten ihre alte Hauptstadt Messeue wieder auf, die ein Boll-
werk ihrer Freiheit werden sollte. Diese außerordentlichen Erfolge aber
machten die Athener eifersüchtig, die nun mit Korinth und Sparta ein
Bündnis gegen Theben schlössen. Doch vergebens versuchten sie, dem
heimkehrenden Epaminondas bei Korinth den Rückweg abzuschneiden.
Pelopidas fiel bald nachher im Kampfe. Des Freundes beraubt,
zog Epaminondas jetzt zum zweitenmal nach dem Peloponnes, um enblich
eine Entscheidung herbeizuführen. Bis in die Stadt Sparta drang er
ein, vermochte sich dort aber nicht zu halten, sondern zog sich nach
Arkadien zurück. Dort griff er das von Athenern verstärkte Heer
der Spartaner bei Mantinea an. Zwar schlug er den Feind; aber im 36
Schöße des Sieges fand er seinen Tod. Als seine Freunde seine Kinder-
losigkeit bedauerten, sprach der Held: „Ich hinterlasse euch zwei uusterb-
liehe Töchter: die Schlachten bei Leuktra und Mantinea." Noch vernahm
er die Kunde des Sieges und daß sein Schild gerettet sei; da rief er
aus: „Ich habe genug gelebt, denn ich sterbe unbesiegt!" Damit ließ er
sich den Speer aus der Brust ziehen und fiel tot nieder. — In Epa¬
minondas hatten sich noch einmal alle edlen Eigenschaften des griechischen
Volkes kurz vor dessen Untergange vereinigt. Er zeichnete sich nicht nur
durch Fertigkeit in allen Leibesübungen, sowie durch Mut und Kriegs-
tüchtigkeit aus, sondern er hatte sich auch mit allen Wissenschaften bekannt
gemacht, und da er scharfen Verstand und ruhige Besonnenheit besaß, so
hatte er sich zum größten Feldherrn und besten Redner ausgebildet. Noch
höher aber stellt ihn seine Uneigennützigkeit. Er war von Haus aus
arm und blieb es auch, obgleich er in seinen hohen Stellungen sich durch
Kriegsbeute und Geschenke zum reichen Manne hätte machen können. Mit
ihm ging Thebens kurze Glanzzeit dahin; bald sollte auch ganz Griechen-
land, innerlich geschwächt, einem gefährlichen Feinde unterliegen.